Ich kann mit der herausgestreckten Zunge, je nach Wetterlage, bis zu fünfzehn Radiosender gleichzeitig empfangen.
(Anfangs musste ich deshalb die Rundfunkgebühren von Österreich, Deutschland, der Schweiz und Kasachstan zahlen, aber da die menschliche Mundhöhle rechtlich gesehen nicht als Empfängergerät gilt, wurde meinen Einsprüchen stattgegeben. Die Gebühren wurden rückerstattet, die Kasachen schickten statt Geld zwei Kisten Wodka an meine Bank. Billiger, selbstgebrauter Fusel. Ich habe nur daran gerochen und war zwei Monate lang blind (weswegen ich meinen neuen Fernseher gleich gar nicht anmeldete). Da ich zu der Zeit arg im Minus war - die Rechtsanwälte hatten mich mein Erspartes und Retourniertes gekostet, der Therapeut, den ich aufsuchen musste, weil ich ja ununterbrochen Stimmen hörte, hatte sich mit meinem letzten Hemd begnügt - war ich gezwungen all mein Hab und Gut, sechzehn Flaschen Methylalkohol also, der Bank zu überschreiben. Nun wird am Weltspartag und vor jedem Kreditabschluss ein Gläschen davon an die Kunden ausgeschenkt. Mein Finanzberater schickt mir seit damals jedes Jahr zum Geburtstag ein Aktienpaket mit Glückwunschkarte. Besonders nett finde ich, dass die Mitarbeiter aller Filialen unterschreiben.)
Bei meinem letzten Krankenhausaufenthalt wurde ein stählerner Operationstisch in meinem Bauch vergessen. Er konnte auch röntgentechnisch nicht mehr lokalisiert werden und wird, da er mir keine weiteren Beschwerden bereitet, in meinem Körper verbleiben.
Versicherungsgesellschaften zahlen mir übrigens Sonderprämien aus, weil der Posten "Blitzschäden" aus sämtlichen Polizzen in vier Bundesländern und einigen grenznahen ausländischen Regionen gestrichen werden konnte.
Die Kinder im Ort, die nach 1999 geboren wurden, kennen das Phänomen "vereinzelter Blitzschlag" nur mehr aus dem Fernsehen.
Sobald ein Gewitter naht, habe ich mich umgehend im eigens errichteten Kraftwerk einzufinden, wo man mich an einen Blitzableiter anschließt. Dabei tanze ich den selbsterfundenen Flashdance. Mit der von mir absorbierten Energie einer gesamten Gewitterfront können zweihundertdreiundneunzigtausend Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden, was den Bau von sieben Atommeilern unnötig machte.
Aus diesem Grund wurde ich im letztes Jahr für den alternativen Nobelpreis vorgeschlagen. Die Nominierung wurde zurückgezogen, als aufkam, dass die Voest Alpine und Böhler Uddeholm mir Großkundenrabbatt gewähren und ihre Produktionsstätten meinetwegen auslagerten.
Ich will mich nicht bedeutender darstellen als ich bin, der wirtschaftliche Aufschwung in Asien etwa, ist nur zu neunundachtzigkommadrei Prozent mir zu verdanken.
(Chinesische Stahlarbeiter salutieren morgens und abends vor Transparenten, die mein Antlitz ziert, und singen dabei die Nationalhymne. Die österreichische. Manche weinen sogar. In jeder Fertigungshalle und von allen Spinden lächle ich den fleißigen Arbeitern aus goldverzierten Rahmen aufmunternd zu. MoniqueChantal ist mittlerweile der zweithäufigste chinesische Vorname für Jungen und Mädchen.)
Flughäfen darf ich mich nur bis auf achthundert Meter nähern, weil ansonsten die Metalldedektoren Terroralarm auslösen. Zur Eröffnung des MoniqueChantalHuber-Stahlwerkes in der Provinz Jiangsu konnte ich also leider nicht persönlich erscheinen, ich habe aber eine Videogrußbotschaft ohne Text gesandt (in der Schule hatte ich nur Anglerlatein als lebende Fremdsprache).
Alle bekannten Geheimdienste halten mich unter ständiger Observation. Die Rüstungsindustrie umgarnt mich. Neulich wurde mir ein eigener Eurofighter für den Privatgebrauch angeboten, dafür, dass ich im Falle eines plötzlichen Ablebens meine Metallvorräte der Republik vermache. Ich habe allerdings bereits andere, verlockendere Angebote erhalten.
Wissenschafter untersuchen gerade meinen Einfluss auf das Magnetfeld der Erde und den Klimawandel.
Ich bin ganz ungelogen das größte natürliche Vorkommen von Chirurgenstahl weltweit, aber manchmal denke ich, dass ich langsam zu alt werde für Piercings.
Den Satz „Und morgen arbeitet ihr alle in Unterhose“ hatte ich ignoriert. Welcher erwachsene Mensch kommt auf die bescheuerte Idee, sein Personal halbnackt zur Arbeit antreten zu lassen, sofern er nicht Betreiber eines Etablissements ist, dessen Spezialisierung in der partiellen oder vollständigen Enttextilisierung liegt?
So trat ich den Dienst also, nach meinem Ermessen, völlig korrekt gekleidet an, bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass ich mein Oberteil gegen ein zur Verfügung gestelltes, rosafarbenes Fransenshirt zu tauschen hätte. Dass mein neuer Chef eine Vorliebe für peinliche Verkleidungen hat, war mir zwar bekannt, auch wusste ich, dass er die gerne mittels seiner Mitarbeiter auslebt und ebendiese in lächerliche Kostümierungen steckt, doch damit hatte ich nicht gerechnet:
Die Kollegen allesamt in bereits erwähntem, pinken Indianershirt, eine Schallplatte schräg am Kopf montiert, eine andere als überdimensionaler Anhänger um den Hals baumelnd und bis auf die Boxershort hosenlos. Der Schwachsinn diente einzig dem Zweck, die Übertragung der Songcontestvorrausscheidung, einer kaum weniger peinlichen Angelegenheit übrigens, thematisch im Lokal fortzuführen. Das Kostüm ansich war wenig schmeichelhaft, aber durchaus tragbar, doch im Detail stellte es mich vor ein pikantes Problem.
Dessous sind definitiv nicht mein Fachgebiet. Was da auf meinem Wäscheständer trocknet, hat in erster Linie praktischen Nutzen und abschreckende Wirkung. Doch ausgerechnet heute packe ich eitler Geck mein Hinterteil in ein Wäschestück, dessen wesentlichstes Merkmal die Beschränkung auf`s Nötigste ist, damit sich nur ja keine unschönen Wülste abzeichnen unter der Jean.
Zwar wurde mir glaubhaft versichert, mein blanker Hintern würde mir einiges an Trinkgeld einbringen, zumal mir die Betreuung und Bewirtung der allwöchentlichen Damenrunde oblag, doch selbst wenn ich ansonsten bereit bin, für Geld durch Berge von fauligem Gemüseschlamm zu waten, regelmäßig um drei Uhr morgens aufzustehen und allerhand anderer unmenschlicher Dinge auf mich zu nehmen, das ging dann doch zu weit. Mein Po bleibt blickdichte Zone!
In meiner Verzweiflung blieb mir nichts anderes übrig, als telefonisch Rettung in Form von Unterwäsche anzufordern, um nicht für den Rest der Nacht im String herumzulaufen. Zwar erwog ich anfangs, das anwesende Publikum um Aushilfe zu bitten, doch bei näherer Betrachtung fand ich es sowohl unpassend, als auch unhygienisch, alle Anwesenden zu fragen, ob sie mir denn nicht für einige Stunden ihre Unterhose borgen könnten.
So also kommt es, dass ich mir heute eine frisch gewaschene Boxershort per Taxi liefern lies, dem Spott der hilfreichen, doch leider autolosen, Freundin und ihres Shortbesitzers ausgesetzt war (beide wurden gleich mitgeliefert, doch ehrlich, wenn mich um zehn Uhr abends ein ähnlicher Hilferuf erreicht hätte, ich hätt mir das Spektakel auch nicht entgehen lassen) demnächst wahrscheinlich unglaublich lächerliche Bilder von mir im Internet kursieren und ich um 50 Euro ärmer bin.
Es ist wohl verständlich, dass ich mich betrinken musste und mich ab jetzt seelisch auf den Striptease-Wettbewerb nächste Woche vorbereite - eine verpflichtende Teilnahme des Personals hatte ich bis heute ebenfalls nicht ernst genommen.