Donnerstag, 19. April 2007

reality check

„Welche Medikamente nehmen sie?“ hat man mich zuallererst gefragt. „Aspirin.“ Ich bin ja nicht verrückt. Dabei sind mir die Irren am Liebsten. Da weiß ich woran ich bin.

Man braucht ein wenig Übung um es auf Anhieb zu erkennen, ausser bei denen die schon ganz grau sind. So grau wie die Linoleumböden der Klinik. Wollen nicht auffallen. Mimikry. Insekten, die aufgeschreckt durch die Flure huschen, wenn morgens Kunstlicht ihre vertrauten Schleichwege flutet und der Frühstückscontainer hereingerollt wird. Wer zu lange Zeit hier drin verbringt, bleicht aus. Die Neuen, die, die sich auch in der Welt draussen noch zurecht fanden, erkennt man daran, dass ihre fiebrigen Augen langsam trüb werden. An den Augen erkennt man sie immer. Blinde Spiegel an denen die Wirklichkeit der anderen abprallt. Alice im Wunderland und was Alice hinter den Spiegeln fand.

„Die Schlangen, die Schlangen, sie werden mich töten!“ schreit die Psychose und springt zitternd aus dem Bett, eingewickelt in durchgeschwitzte Decken. „Geh wieder schlafen“, sage ich zum Dürüm, „ich beschütze dich. Wenn sie nochmal kommen, dann ruf mich und ich erschlag die Viecher.“ Nachts kriecht Gewürm aus ihren Träumen und erdrosselt sie, unter Tags sitzt die unsichtbare Freundin ihr im Nacken. „Der will dich doch nicht. Der heiratet dich nicht. Niemals. Du bist viel zu hässlich. Amina koyayim! Amina koyayim! Ach, fick dich doch!“

Der Groschenroman streift die Trachtenjoppe glatt und zupft an imaginären Fäden. Nerven verloren - irgendwo zwischen Stall und Kirche. Schuld und Sühne und Pelargonien. „Dreckige Sau“ sagt sie zu ihrem Abbild und seift ihr Gesicht ein. Ihr Kurschatten ist groß gewachsen, breitschultrig, ein ganzer Kerl. „So wie der Jaques“ seufzt die Gebirgsromantik „Mein Mann wird gleich anrufen, was mach ich nur? Ich muss den Hans nochmal sehen. Ich liebe ihn. Ich liebe ihn. Ich hab auch den Jaques geliebt. Ich bin ein schlechter Mensch. Ein schlechter Mensch. Eine richtige Drecksau!“ Sie wäscht sich rein von allen Sünden bis ihre Lippen bluten.

Die Schwestern und Pfleger sitzen in ihrem Glaskasten, wie Menschenaffen im Zoo. Ich müsste lachen, wenn einer von ihnen Bananen äße. Manchmal verspüre ich den Drang gegen die Scheibe zu klopfen, nur um zu sehen was passiert. Wahrscheinlich würden sie es gar nicht bemerken und unbekümmert weiter Datenblätter ausfüllen, Kaffee trinken oder in Illustrierten blättern. Insanity is a full-time-job. Die alte Matrone hängt an der Infusion, die ihr eine Kollegin gelegt hat. Bandscheiben. Der dürre Schnurrbart spielt Karten mit der kleinen Brünetten. Ausgelatschte Birkenstocksandalen sind unsexy. Manche Phantasien werde ich nie verstehen. Im Schwesternzimmer nichts Neues.

Geier Wally kehrt von ihrem Ausgang zurück. Mit glühenden Wangen, brennenden Schandmalen. Ihr Mann hat vorhin angerufen, ich habe behauptet sie würde schlafen. Er wird es später sicherlich nochmal versuchen, dann muss ich nicht mehr lügen. Mir bleiben genau zwölf Minuten um sie wieder aus der Dusche zu zerren und ihr das Nachthemd überzustreifen, bevor die chemische Keule sie niederstreckt. Die Pfleger haben anderes zu tun.

Noch eine Runde um´s Kukuksnest fliegen. Wer Zigaretten hat, hat Freunde. Sie ernähren sich davon. Und von den bunten Pillen, die die Schwestern verteilen. Portionierte Realität. Morgens, mittags, abends. All that measuring of truth. Dazwischen gesüßter Tee aus stählernen Kanistern.

Die Marienerscheinungen gehen zu ihm oder zu ihr und haben wahrscheinlich Sex. Borderline ist aufgedunsen, ihr Haar schütter und fettig. Sie sitzt in eine Ecke gekauert und saugt an einem Zigarrettenstummel. Ihr linker Arm ist verbunden. Sie hat sich gestern Nacht die Pulsadern aufgeschnitten, diesmal mit einem zerbrochenen Zahnputzbecher. Die scheintote Depression kommt von der Elektroschockbehandlung zurück. Ihr Gesicht ist so vergilbt wie die Wände des Raucherraumes. Für gewöhnlich dauert es eine halbe Stunde bevor sie wieder sprechen kann, bis dahin raucht sie stumm.

Der nette Junge von nebenan bringt mich zum Lachen. „Erst dachte ich, ich könnte Gedanken lesen. Das war cool. Dann haben sie mir gesagt, ich höre Stimmen weil ich schizophren bin.“ Ein scheuer Gnom kauert auf der Bank. In einigen Historienfilmen hat er mitgespielt, sogar einer Hollywoodproduktion, als Statist. Wann immer besonders hässliche Kreaturen gebraucht wurden, haben sie ihn gebucht. Er engagiert sich in der Freichristengemeinde, seine Ehe ist gescheitert. „Du trauriges Männchen. Versager!“ hat seine Frau gesagt, da hat er ihre Schlaftabletten geschluckt. Warum gerade die Verzweifelten so oft religiös werden? Oder verzweifeln die Religiösen?

Die Schlangenfrau durfte über Nacht zu ihren Eltern. Die Depression ist beim Herrn Johann. Borderline war vorgestern dort.

„Im Himmel und auf Erden, Gottvater soll gepriesen werden.“ hört man den monotonen Singsang des Alten, der tagein, tagaus seine Runden durch die Allee der Klinik dreht, durchs Fenster dringen. Ein klarer Fall. Doch man wird vorsichtig. Norm und Wahn, alle tragen sie Straßenkleidung.

Anfangs dachte ich, der Herr Johann wäre einer von ihnen. Er saß bereits da, als ich das erste Mal den Raucherraum betrat. Darin rotten sich all jene zusammen, die auch nach der Abendmedikation noch lebendig sind. Bis ihn ein Stationspfleger gebeten hat, endlich zu gehen, da wusste ich es plötzlich. Polizist war er, der Herr Johann, Hundestaffel. Er ist groß und üppig und insgesamt imposant.

Wir sind von einer verwandten Art. Es gibt keinen geheimen Gruß, kein verschwörerisches Zwinkern zwischen uns und trotzdem bin ich sicher, dass er es auch weiß.

Der Herr Johann, der ist kein Patient. Er ist wie ich nur auf der Suche. Wir gehören beide nicht hier her. Er nimmt sich die selbstlosen Mädchen mit nach Hause, die, die nicht mehr zu sich finden. Und ich, ich werde noch eine ganze Weile hier drin bleiben und sie beobachten, die Verzweifelten und Gestrandeten. Das rückt meine Sicht der Dinge wieder zurecht - ich nenne das Reality check.

sitting bull

SITTINGBULL

wortgewaltenteilung

Man/Fraufred lebt in einer/einem BinnenIstaat.
Man/Fraufred sieht sich als FeministIn.
Man/Fraufred hat regelgemäße/n Schriftverkehr.

Man/Fraufred macht sich
nur mit Druckbuchstaben/Innen
ein xx für ein xy vor.

Doch der/die Sprachfluss der/die das Land teilt,
trägt mitnichten und -neffen dazu bei,
dass auf Fraufreds Konto monatlich
der/dieselbe Lohn ausbezahlt wird.

Manfred ist für halbe-halbe, also ein Viertel,
und hilft den/die Wortsalat marinieren.
Fraufred genügt das.

me & the gaybar

ich habe ungezogene kinder oder hunde gesittet, gurkengläser befüllt, post ausgetragen, telefonisch spenden gekeilt, mein geld in spielhallen verdient und in supermärkten, habe musterzimmer geplant, austellungsräume dekoriert, werbetexte verfasst und geschäftsbriefe, war radiosprecherin, zugstewardess, speisewagenkellnerin, bin auf märkte gefahren um spielzeug, schaumrollen und im winter raketen unter`s volk zu bringen, hab pommes im freibad verkauft, blumengestecke gebunden, reitunterricht gegeben, am papier auch studiert, aber schwulenbar... das ist selbst für mich eine neue erfahrung.

Freitag, 13. April 2007

etwas besonderes

Ich bin eine Frau mit Ablaufdatum. Als der Wortverliebte mich als seine aktuelle Freundin vorstellte, waren es noch 19 Tage bis dahin.

Rührselig verteilte ich Honig im Tee, als er die Frage in den wortkargen Raum warf : „Wie wird das mit uns wohl weitergehen?“. Ich sah zu ihm auf. „Wie meinst du das – beruflich?“. Noch nie hatte ich mich so verzweifelt geirrt. „Lass uns Freunde bleiben!“. Das waren wir also – Freunde. Den Tee hab ich nicht ausgetrunken. Er war gefühlskalt.

Erhobenen Hauptes trat ich hinaus in den Regen und machte nur noch einmal kehrt, um mir Taschentücher mitzunehmen in die Leere. Bis vor die Tür hat meine Contenance immer gereicht. Ich bin eine Einwegfrau.

Er hat an diesem Abend ein Gedicht geschrieben – über den Baum vor seinem Fenster, den strömenden Regen und die drei Frauen, die hinter mir durch Pfützen hüpften, während ich versuchte nur so viel zu weinen, um nicht vollends zu erblinden. Ich hab die Frauen nicht gesehen und er nicht meine Tränen.

Das Gedicht wollte er mir irgendwann später mal schenken, aber ich wollte kein Gedicht über einen vogelbeschissenen Baum und fröhliche Frauen. Den Baum habe ich immer beneidet. Wenn er ihn ansah, war diese Begeisterung in seinen Augen, die ich vermisse. Einmal hat er mich umarmt, als wir am Fenster standen und den Rivalen betrachteten.

Ich bin eine Trümmerfrau, stets zur Stelle wenn mann mich braucht. Wenn Beziehungsminenfelder brach liegen, darf ich die Reste aufsammeln. Ich erbaue Egos über Nacht, kitte gebrochene Herzen, spende Männern Trost und verschenke Gehör. Manchmal kremple ich die Ärmel etwas zu forsch hoch, dann habe ich Zukunftsvisionen, aber wenn sie auferstehen aus den Ruinen des Verlassenwordenseins, ist meine Arbeit getan. Ich bin eine der gnädigen Schwestern mit der mann Vergnügen, nicht Leben teilt.

Ich bin eine Übergangsfrau. Ich werde übergangen. Aber Hauptsache ich bin etwas Besonderes. Das hat bisher noch jeder gesagt.

Donnerstag, 12. April 2007

OB BLOND, OB BRAUN... - Problemfelle

Als ob es nicht unrecht genug wäre, dass ich weniger verdiene als meine männlichen Arbeitskollegen, nein, vom allmonatlichen Unkostenbeitrag kommt auch noch ein beträchtlicher Teil der Friseurinnung zugute. Denn, obwohl mein akkurat gescheiteltes, penibel festgegeltes Haupthaar, das mir den Beinamen Lord Helmchen einhandelte, keine fünf Zentimeter misst und die sorgsam gezwirbelten Koteletten das Kopfkonstrukt eindeutig als Männerhaarschnitt ausweisen, bezahle ich trotzdem für einen Damenschnitt. Da Brustbesitzerin, nützt mir alles Beschweren und der Verweis auf meinen Oberlippenflaum nichts. Selbst als ich, in anarchisch geprägten Pubertätswirren, die vormals wallende Mähne opferte, um fortan die fürwahr klassischste aller Damenfrisuren, den drei Millimeter Maschinenhaarschnitt, spazieren zu tragen, war die böse Friseuse nicht gewillt auch nur einen Schilling nachzulassen (Schließlich fand sich allerdings ein Coiffeur, dem ich dreist ins Gesicht log, es wäre seine Mitarbeiterin gewesen, die mir eine Rasur zum Damenpreis verpasste, was der nun auch nicht gerecht fand und mir Sonderkonditionen einräumte).
Die Tatsache, dass ich keine langen Haare an mir lasse, treibt teils absurde Blüten. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie viele Bierkisten bisher auf meine sexuelle Orientierung verwettet wurden.

"Lange Haare sind der Frauen Zier.“ hör ich oft (andererseits wird mir auch ständig gesagt: „Jetzt zier dich nicht so.“) und es geht die Mär, es läge in den Genen, dass mann rapunzelschen Haarwuchs für weiblich und attraktiv hält. Sollte unser aller gegengeschlechtliches Interesse tatsächlich nur auf urzeitliche Schönheitsideale anspringen, müsste ich im Umkehrschluss auf faule Zähne, abgefrorene Gliedmaßen und verfilzte, verlauste Zotteln stehen, in Wirklichkeit finde ich all das eher unerotisch. Wenn denn die Theorie ein Körnchen Wahrheit enthielte, dann hätte es damals wohl ungefähr folgendermaßen aussehen müssen: Die Steinzeitmännchen ließen sich regelmäßig das milbenverseuchte Brust- und Kopfhaar im höhleneigenen Beautysalon trimmen, während die Weibchen, die in voller Haartracht vermutlich aussahen wie ein ungekämmter Vetter Itt, was praktischerweise das Verschleiern unnötig machte, daheim hinterm Lagerfeuer der Dinge harrten oder haarten, je nach dem. Wie sonst ließe sich erklären, dass ich kurzhaarige Männer bevorzuge, obwohl ich selber Gene habe, eine ganze Menge sogar. Und wären der Theorie zufolge dann nicht ziemlich ungepflegte Dreadlocks die Zierde einer Frau?

Wie auch immer, an vielen Menschen, selbst männlichen, gefallen mir lange Haare eigentlich ausgesprochen gut. Oft jedoch nur die Haare. Tolle Frisur, aber die Visage dazu sieht Scheiße aus! (Dieses Phänomen tritt natürlich auch bei Kurzhaartägern auf. Umgekehrt kann die Kombination liebreizendes Antlitz, potthäßliche Frisur vorkommen.) Üppige Kopfbedeckung steht mir einfach nicht gut zu Gesicht. Kaum dass die vorsichtshalber gelgeplättete Naturwelle über die Ohrläppchen ragt, haftet meinen Zügen etwas engelsgleiches an, in barock allerdings. Meine langhaarbedingte Pausbäckigkeit lässt sich chemisch sogar noch intensivieren. Lockiges Wasserstoffblond musste deshalb umgehend streichholzkurzem Schwarz weichen, nicht zuletzt weil es scheint, als würden die emitierten Peroxide bei einigen Männern irgendwelche anstandsregelnden Synapsen blockieren. Nun bleibe ich endlich unangetastet, wenngleich mich seither der Nimbus der vermeintlichen, strengen Kampflesbe umgibt, das wagt sich aber ohnehin niemand auszusprechen, aus Angst ich könnte meine Peitsche auspacken. Kleider täuschen Leute, Frisuren ebenso.

Die Ästhetik (mir schwebt da die optische Verschmelzung von Betty Page, Betty Boop und Annie Lennox vor) gebot mein Haar zu regulieren, doch nicht nur der Kopfschmuck bereitet oftmals Unannehmlichkeiten kosmetischer, gleichwie sozialer Natur.

Gegen Bärte zum Beispiel habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden, sofern sie nicht älter als fünf Tage sind, doch die gemeine Rotzbremse etwa kratzt mich nicht, das weiß ich zu verhindern. Nur gut gestutzte Barthaare dürfen an meinen rosigen Wangen scheuern, nebenbei bemerkt ungleich effektiver und spaßiger als jedes Gesichtspeeling, aber was da seit einiger Zeit aus meinem eigenen Kinn sprießt, wird womöglich noch ein ausgewachsener Damenbart. Hinz und Kunz und Borste nenn ich, was ich in meinem Gesicht nicht dulde und regelmäßig rupfe.
Noch wesentlich mehr stört mich meine Beinwolle, obwohl ich sie besser verstecken könnte. Die Rodung samt Stumpf und Stiel verläuft hier nicht immer komplikationsfrei. Eine experimentelle Heißwachsbehandlung per Teelicht erwies sich als völlig nutzlos. Mit dieser Form der Haarentfernung habe ich mich nicht mehr weiter beschäftigt, auch Epilation kommt nicht in Frage - Schon beim Abziehen eines Heftpflasters bin ich der Ohnmacht nahe. Uns Rasierklingennutzerinnen erkennt man ganz leicht an der typischen, vertikal verlaufenden Narbe an mindestens einem Unterschenkel. Ich nehme das enorme Risiko eines Tages unter der Dusche zu verbluten gerne auf mich, denn wann immer ich erste Stoppel ertaste, sehe ich es wieder vor mir, dieses abstoßende Bild: die Frau im Bus, deren Rocksaum hochrutschte und man nicht unterscheiden konnte was nun Fellstiefel und was Eigenhaar war. Das mich an dieser Stelle überwältigende Ekelgefühl lässt mich ebenfalls an der Das liegt alles in den Genen – Theorie zweifeln.
Mäßig bewachsene Männerbeine dagegen stören mich nicht im Geringsten. Bei Brustpelz wiederum bin ich weniger tolerant, sowohl bei mir selbst als auch bei möglichen Paarungspartnern und allen anderen. Meine Abneigung gegen Haarwuchs am Oberkörper geht so weit, dass ich sämtliche Filme in den Robin Williams mitspielt, boykottiere. Allein aus dem, was aus seinem Rücken wächst, ließen sich siebzehn Echthaarperücken basteln, mindestens. Auch hab ich einzig deshalb meine erste Führerscheinprüfung nicht bestanden, weil der Fahrlehrer, dessen Schnurrbart ansatzlos in krause Brust- und Rückenlocken überging, Hemden trug, die, da stets halbgeöffnet, freie Sicht auf wild wuchernde Haarigkeit boten, was mich auf zwanghaftes nach links schauen konditionierte, doch der Radfahrer kam justament von rechts.

Es wachsen den Leuten ja an den unmöglichsten Stellen Haare. Besonders im Sommer, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel endgültig zu einem Monstrositätenkabinett der unverhüllten körperlichen Auswüchse und ungehemmten Ausdünstungen verkommen, wird jede zweite Haltestange oder Griffschlaufe Schauplatz wahrer Achselhaardramen und Affenarmtragödien. Ay Caramba! Mit meinen drei teuflischen Haaren und dem leichten Bartschatten bin ich also noch glimpflich davongekommen. Dieser hartnäckigen Plage rücke ich mit der Pinzette zu Leibe, denn die andernorts altbewährte Enthaarungscreme, behutsam auf Kinn und Oberlippe aufgetragen, zeigte unschöne Nebenwirkungen - in solchem Falle besser behaupten, man litte unter Neurodermitis, als zuzugeben, dass man zu blöd ist zur Störhaarentfernung.

Oh tempora, oh mores, was bin ich froh, dass die batikgeschürzten long haired, freaky people langsam aussterben oder konservativ werden. Zurück zur Natur mag löblich sein, trotzdem gehört Wildwuchs zumindest verborgen, selbst dem großflächigen Problembereich Bikinizone ließe sich mit dem richtigen Werkzeug doch beikommen.
An dieser Stelle gestatte ich mir allerdings eine Ausnahme, ich zähle nicht zu den Totalkahlschlaganhängern, dafür bin ich noch nicht pornografiegeschädigt genug. Ein Rest darf bleiben. Schließlich bin ich stolz darauf nicht mehr auszusehen wie neun!

sms - balladen, teil vier

mm vs. mch

Schon seit dem fahlen Tageslicht
befiehlt mein Geist: „Wohlan, Gedicht!"
Erst hab Zerstreuung ich gesucht.
Mein Geist der raunte: „Schreib, verflucht!"
Gedankenschinder, elender,
bist wie ein Brand, ein schwelender!
Doch duldt’ er`s nicht, dass ich ihn schalt,
fiel mir ins Wort: „Ja, wird’s jetzt bald?!"
Nun flick ich hilflos ein Gedicht
und kenne dessen Inhalt nicht!
Dies Unwerk sinnentleerter Zeilen,
um Euch damit zu langeweilen.
Verzeiht den geistigen Erguss,
gottlob ist an der Stelle Schluss…


Seid mir gegrüßt, dem ich verwehrte,
die Antwort, die er wohl begehrte.
Entgegne nun erst diesbezüglich:
Find dies Geplänkel höchst vergnüglich!
Mein Geist, der einstmals starr und träge
wird so mit einem Male rege.
Wollt immer schon die Lanze brechen
für Menschen die in Reimen sprechen.
Obschon bald glaubt ein Jedermann,
dass er vortrefflich Dichten kann,
ist in der Menschheit großen Schar
wahres Talent wie Gold so rar.
Es sei gesagt, ganz unumwunden,
in Euch hab ich nen Schatz gefunden.
Eure Moral mag man vermissen,
kohlrabenschwarz ist Euer Wesen,
doch Worte nutzt Ihr voller Wissen,
Ihr habt bestimmt recht viel gelesen.

Bin höchst erfreut, von Euch zu hören
und werd Euch noch des öftern stören!
Von Eurer Kunst bin ich ergriffen tief,
nie derart Gespräch so wunderschön verlief!
(selbst wenn schwarzbeseelt Ihr mich des öftern heißt,
aus Eurem Munde klingt es lieb, als ob die Pantherin ermahnend,
jedoch sanft ihr Junges beißt)
Euch zu ergründen mir ein schwierig Wagnis scheint,
auch Ihr gebt wenig von Euch preis,
wer behauptet Euch zu kennen, um Euch weiß,
dies nur zum eigen Eitel meint.
Darum glücklich bin ich, legt Ihr mir Eure Zeilen dar,
denn was so schön geschrieben, ist nie gekünstelt, es ist wahr.


Schal und träg’ ist heut mein Denken,
sollt schonen Euch mit dem Versuch,
den Vers zu schaffen und zu schenken.
Doch selbst wenn trüb wie Wolkenschleier die Gedanken
und der Niederschlag draus unergiebig noch,
die Worte narrengleich mir wanken,
für Euch, mir Teure, wag ich`s doch.
Keine Springflut, nur ein sanfter Regen sei s’ der Euch umfließt.
Kann Eure Seel’ vielleicht genug benetzen, dass eine kleine Blüte sprießt.


Alsdenn finde ich hiermit Zeit,
Euch Grüße zu entrichten.
Hab endlich nun Gelegenheit
und schick mich an zu Dichten.
Um zu erfreun’ und zu erbaun’,
Euch, der Ihr siech darniederliegt,
denn schließlich macht’s die Gunst der Fraun’,
dass Frohmut Trübsinn bald obsiegt.
So bin ich Eure Sherezade,
schenk Euch tausend und ein Wort,
vertreib die Zeit, die trist und fade
und führ Euch weg an einen Ort,
der voll Geschichten, Mythen gar,
zeig Euch die Welt wie ich sie seh:
phantastisch, bunt und sonderbar,
bin gleichsam Eure Märchenfee.

Lustlos, treibend,
mit morschem Fleisch und Denken.
Starr verbleibend
im Morast
Die Lider senken.
Stumpfsinn?
Fast.
In der Stille plötzlich ein Gespinst entstand!
Wunderbar und fein gewoben…
dennoch stark, so griff ichs mit der Hand
und klomm daran nach oben.
Ich lachte auf: „Sieh einer an!"
Hing das Gespinst wie s’ war,
doch glatt an Euren frechen Lippen, an Eurer spitzen Zunge dran!
Gemacht aus Worten ganz und gar!
So bin ich schelmisch lächelnd hinters Spinnrad gleich geschlüpft,
hab ersonnen und gesponnen und dies Gedicht für Euch geknüpft.

Was sich da zusammenbraut?
Ein Reimgewitter! Gleich wird’s laut.
Die Wolken künden Heftiges,
ein Wetter gibt’s, ein kräftiges.
Die Worte werden niederprasseln,
wie Hagel an den Fenstern rasseln,
ein Vers-Sturm zerrt wild an den Läden,
reimt er sich gut, gibt’s starke Schäden!
Banausen halten dem nicht Stand
und sind in Deckung schon gerannt,
Euch aber wirfts nicht aus der Bahn,
Ihr seid das Auge im Orkan.
Gedankenblitze schlagen ein,
der Blitzableiter sollt Ihr sein,
nehmt sie, ladet Eure Zellen,
wenns nicht reicht, gleich mehr bestellen,
denn ich bin Euer Wettermann,
der s’ weiter stürmen lassen kann.


Morpheus hat mich mit seinem Banne belegt,
nichts das mich rührt, ergreift oder regt.
In seinen Armen bin ich geborgen,
er nimmt die Schwere und alle Sorgen.
Umgarnt mich mit Träumen, wohlig leicht,
wohin selbst Eure Kunst nicht reicht.
Hier hör ich Euer Rufen nicht,
wo einzig Morpheus zu mir spricht.
An meiner Liegstatt hält er Wacht,
verwandelt Tag zur tiefen Nacht.
Küsst meine Lider, wispert und singt,
so wie man Kinder zum Schlafen bringt.
Ich geb mich ihm hin, bin ihm verfallen,
oh, wie ich ihn brauch – die Ruh vor allem.

Das Kleid der Nacht, das Ihr getragen,
hat’s seinen Zauber wohl gewirkt?
Der zarte Saum aus tausend Sagen
Glückseligkeit und Frieden birgt.
Eine Magie, durch nichts zu brechen,
nicht Wort, nicht Kuss entzaubert sie.
Lasst sie erst Euer Dasein schwächen-
hernach seid mächtig Ihr wie nie.
Diesen Gedanken schick ich Euch, er darf nicht stören Eure Ruh’.
Geleit Euch zärtlich an die Schwelle,
entschwindt’, schließt Ihr die Augen zu.

privataudienz

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der pöbel unter sich

Ich finde die beamtenhaft...
Ich finde die beamtenhaft anmutende Pause in diesem...
bob (Gast) - 23. Dez, 10:14
Das ist doch unglaublich....
Das ist doch unglaublich. Glaub ich.
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:11
Wohl eher ein naturhysterisches...
Wohl eher ein naturhysterisches Diorama. Die beiden...
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:10
gemüsehunger, immer zur...
gemüsehunger, immer zur unzeit... längst licht aus...
p. (Gast) - 9. Aug, 04:03
gemüsefach hatte an dem...
gemüsefach hatte an dem tag bereits geschlossen.
MoniqueChantalHuber - 6. Aug, 07:58
auf n sprung ins gemüse?
auf n sprung ins gemüse?
p. (Gast) - 6. Aug, 03:56
klammern halten die großen...
klammern halten die großen scheine einfach besser zusammen.
MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
Klammern anstatt Rettungsschirm,...
Klammern anstatt Rettungsschirm, sehr clever.
mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

kundmachung

dieser weblog basiert im wesentlichen auf texten, fotos sowie illustrationen von MoniqueChantalHuber und alter egos. moralisch inakzeptable wortmeldungen, sofern sie nicht der feder ihrer majestät entspringen, werden mitsamt verfasser an den pranger gestellt, gevierteilt oder am scheiterhaufen verbrannt. die zensurgewalt von MCH bezieht sich jedoch bedauerlicherweise nur auf ungehörige kommentare innerhalb ihres hoheitsgebietes. und legasthenie ist lediglich ein schönheitsfehler.

korrespondenz

moniquechantalhuber yahoo.de

adel verpflichtet

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Zuletzt aktualisiert: 24. Jul, 02:02

lookin´ for a prince, horse or castle?

 


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