walk the leine
Nun leb ich also bald schon ein Jahr als staatlich subventionierte Künstlerin.
Von 811,02 Euro Sozialhilfe im Monat, 14x jährlich, die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (Andere arbeiten auf sowas jahrelang hin, ich geh einmal unfreiwillig zum Arzt, erzähl grob aus meinem Leben, der schlägt die Hände überm Kopf zusammen und meint, ich solle am Besten überhaupt nie wieder was arbeiten.) bedingt den erhöhten Bezug, auch wenn ich mich noch immer nicht dazu durchringen konnte, einen Antrag auf Frühpensionierung zu stellen.
Doch de facto bin ich Pensionistin, eine erschreckende Vorstellung, die ich natürlich ständig verdränge. Studentin bin ich nur auf dem Papier, die sieben Mal Uni heuer reichen nicht für einen Studienabschluß. "Und, was machst Du so?" - "Studieren" verkauft sich aber deutlich besser, als "Und, was machst Du so?" - "Nichts."
Wenn man schon am Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar ist, dann doch wenigstens am Heiratsmarkt. Studium klingt zumindest so, als hätte man noch Pläne, Frühpension klingt nach Bier zum Frühstück trinken, Privatfernsehen und Perspektivenlosigkeit.
Jungzoologen, die zur Mörderbärbel, die weder Baby, noch Boxer ist, sagen: "Ach, wie niedlich, ein Boxerbaby." machen mich jedoch leicht nervös, und lassen mich zudem an den Hochschulzulassungsbedingungen und der Qualität des Studiums ansich zweifeln, aber darauf wollte ich gar nicht hinaus, glaube ich.
Wozu bräucht ich eigentlich Magisterwürden? Die Magisterhürden sind mir außerdem viel zu anstrengend. Ein Studium, das länger als 4 Stunden andauert, verliert seinen Reiz für mich.
Ich könnte es natürlich der Maronifrau gleichtun, meiner ehemaligen Hundesitterin, die Mörderbärbel dahingehend erzog, dass es unheimlich lustig sei, wildknurrend Nachbarn zu jagen, weil "Die Jugoschlampn g´hört eh ausg`siedelt. Unterm Hitler wär des G´sindel vergast worden.", und mir Visitenkarten mit einem selbst verliehenen Magistertitel drucken lassen. Die Titeldevotheit des Österreichers ist nach wie vor erschreckend hoch.
Hinterfragt keiner, selbst bei einer offen rechtsradikal gesonnenen, saufenden Hilfsköchin nicht. (Dabei mochte ich die Dame mal, solang sie gewisse Themen mied, und sie mich, obwohl ihr meine vermutete jüdische Abstammung ein steter Dorn im Auge war.)
Im Studienabbrechen bin ich übrigens noch erfolgreicher, als im richtigen Leben.
"Narzisstische Persönlichkeitsstörung" "Manisch depressiv" oder doch nur ein schlichtes "Depressiv" oder gar die Allerweltsdiagnose "Borderline" lauten die bisherigen Befindlichkeitsbeschreibungsvorschläge.
"Ach, von wem haben Sie denn diiieee Diagnose? Also sie sind alles, aber keine Borderlinerin/nicht manisch/nicht depressiv/ nicht narzisstisch."
"Könnte man nicht einfach sagen: Ich hab ´nen Knall und einen Hang zu exzessiver Melancholie, gepaart mit infantiler Leichtlebigkeit und chronischen Erschöpfungszuständen?" Kann man nicht, passt nicht ins Formularfeld "Diagnose", gibt`s auch keine Tabletten dagegen.
Statt psychoaktiven Substanzen also therapeutisches Extremspazierengehen, mit Affen und Stützstrümpfen. Irgendeine Beschäftigung braucht der Mensch.
Die Stützstrümpfe sind mir übrigens nicht ärztlich verordnet, sondern eine klimatisch bedingte Notwendigkeit für die beiden Trägerinnen. Ohne die fleischfarbenen Presswurstmäntelchen würden die zarten Fräuleins nämlich glatt erfrieren. Mich trifft allerdings keine Schuld, ich habe diese Undinger, die aussehen, wie aus dem Geriatriefachhandel, nicht angeschafft, ich führ sie und die Pelzträger nur äußerln.
Mittlerweile ist es mir übrigens schon egal, wenn die Leute tuscheln "Schau, da kommt die mit den 5 Hunden. Hat die sonst nix zu tun? Die ist sicher in Frühpension!"
Von 811,02 Euro Sozialhilfe im Monat, 14x jährlich, die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (Andere arbeiten auf sowas jahrelang hin, ich geh einmal unfreiwillig zum Arzt, erzähl grob aus meinem Leben, der schlägt die Hände überm Kopf zusammen und meint, ich solle am Besten überhaupt nie wieder was arbeiten.) bedingt den erhöhten Bezug, auch wenn ich mich noch immer nicht dazu durchringen konnte, einen Antrag auf Frühpensionierung zu stellen.
Doch de facto bin ich Pensionistin, eine erschreckende Vorstellung, die ich natürlich ständig verdränge. Studentin bin ich nur auf dem Papier, die sieben Mal Uni heuer reichen nicht für einen Studienabschluß. "Und, was machst Du so?" - "Studieren" verkauft sich aber deutlich besser, als "Und, was machst Du so?" - "Nichts."
Wenn man schon am Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar ist, dann doch wenigstens am Heiratsmarkt. Studium klingt zumindest so, als hätte man noch Pläne, Frühpension klingt nach Bier zum Frühstück trinken, Privatfernsehen und Perspektivenlosigkeit.
Jungzoologen, die zur Mörderbärbel, die weder Baby, noch Boxer ist, sagen: "Ach, wie niedlich, ein Boxerbaby." machen mich jedoch leicht nervös, und lassen mich zudem an den Hochschulzulassungsbedingungen und der Qualität des Studiums ansich zweifeln, aber darauf wollte ich gar nicht hinaus, glaube ich.
Wozu bräucht ich eigentlich Magisterwürden? Die Magisterhürden sind mir außerdem viel zu anstrengend. Ein Studium, das länger als 4 Stunden andauert, verliert seinen Reiz für mich.
Ich könnte es natürlich der Maronifrau gleichtun, meiner ehemaligen Hundesitterin, die Mörderbärbel dahingehend erzog, dass es unheimlich lustig sei, wildknurrend Nachbarn zu jagen, weil "Die Jugoschlampn g´hört eh ausg`siedelt. Unterm Hitler wär des G´sindel vergast worden.", und mir Visitenkarten mit einem selbst verliehenen Magistertitel drucken lassen. Die Titeldevotheit des Österreichers ist nach wie vor erschreckend hoch.
Hinterfragt keiner, selbst bei einer offen rechtsradikal gesonnenen, saufenden Hilfsköchin nicht. (Dabei mochte ich die Dame mal, solang sie gewisse Themen mied, und sie mich, obwohl ihr meine vermutete jüdische Abstammung ein steter Dorn im Auge war.)
Im Studienabbrechen bin ich übrigens noch erfolgreicher, als im richtigen Leben.
"Narzisstische Persönlichkeitsstörung" "Manisch depressiv" oder doch nur ein schlichtes "Depressiv" oder gar die Allerweltsdiagnose "Borderline" lauten die bisherigen Befindlichkeitsbeschreibungsvorschläge.
"Ach, von wem haben Sie denn diiieee Diagnose? Also sie sind alles, aber keine Borderlinerin/nicht manisch/nicht depressiv/ nicht narzisstisch."
"Könnte man nicht einfach sagen: Ich hab ´nen Knall und einen Hang zu exzessiver Melancholie, gepaart mit infantiler Leichtlebigkeit und chronischen Erschöpfungszuständen?" Kann man nicht, passt nicht ins Formularfeld "Diagnose", gibt`s auch keine Tabletten dagegen.
Statt psychoaktiven Substanzen also therapeutisches Extremspazierengehen, mit Affen und Stützstrümpfen. Irgendeine Beschäftigung braucht der Mensch.
Die Stützstrümpfe sind mir übrigens nicht ärztlich verordnet, sondern eine klimatisch bedingte Notwendigkeit für die beiden Trägerinnen. Ohne die fleischfarbenen Presswurstmäntelchen würden die zarten Fräuleins nämlich glatt erfrieren. Mich trifft allerdings keine Schuld, ich habe diese Undinger, die aussehen, wie aus dem Geriatriefachhandel, nicht angeschafft, ich führ sie und die Pelzträger nur äußerln.
Mittlerweile ist es mir übrigens schon egal, wenn die Leute tuscheln "Schau, da kommt die mit den 5 Hunden. Hat die sonst nix zu tun? Die ist sicher in Frühpension!"
MoniqueChantalHuber - 22. Dez, 08:36
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