muss dringend meine augenbrauen zupfen und endlich mal wieder eine nacht durchschlafen.
Der Werwolf
Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!
Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:
,Der Werwolf' - sprach der gute Mann,
,der Weswolfs, Genitiv sodann,
,dem Wemwolf, Dativ, wie man's nennt,
,den Wenwolf, - damit hat's ein End'.'
Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augebälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!
Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
Zwar Wölfe gäb's in großer Schar,
doch ,Wer' gäb's nur im Singular.
Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.
(leider von Christian Morgenstern)
"... und jetzt ein kühles blondes."
„Manchmal“, sagt sie „schneide ich Zwiebel nur um weinen zu können.“ Ein Zigarettenstummel klebt an ihren rauen Lippen. Sie beugt sich über das Waschbecken, zieht den Lidstrich nach, bläst Rauch gegen den Spiegel.
Sie sieht ein bisschen so aus wie man sich Darstellerinnen in französischen Avantgardefilmen vorstellt. Das schwarze Haar trägt sie kurz. Wenn sie nachdenkt sieht man die die Furche, die quer über ihre Stirn verläuft. Meist wirkt sie ernst, ihr Lachen aufgesetzt. Wenn sie glücklich ist schreckt sie vor mir zurück, dabei ist sie in diesen seltenen Momenten sehr schön. Ihre Augen verändern sich dann, werden bunter.
"Rauchen lässt ihre Haut altern“ sagt sie und blickt auf ihre sehnigen Unterarme, dabei zieht sie die dünne Haut am Handrücken hoch, die Falten glätten sich nur langsam. „Als wär ich schwer dehydriert, obwohl ich drei Liter Wasser am Tag trinke, manchmal fünf. Aus Langeweile oder weil mich halbvolle Gläser nervös machen.“ Noch während sie spricht verdreht sie die Augen, fängt an ruckartig Luft zu schlucken, lässt sie dann lautstark wieder entweichen. „Nur Kumpel machen so was“ sagt sie und grinst verächtlich.
Sie räuspert sich, zieht Rotz in der Nase hoch, spuckt gelben Schleim in das Porzellanbecken. Die sämige Masse bahnt sich den Weg zum Abfluss. Sie steckt einen Finger in den Batzen, spinnt klebrige Fäden daraus. „Zähflüssiger Schmerz“ murmelt sie heiser und spült ihn mit warmem Wasser fort. „Was uns nicht umbringt macht uns nur härter. Und irgendwann bin ich dann so hart, dass ich mich in den Kurven des Lebens nicht mehr biege sondern breche.“ Sie zündet sich eine neue Zigarette an, steht eine Weile einfach nur still da.
Sie streicht über ihr Gesicht, betrachtet sich, dann hält sie inne, tastet nach dem Kajal der auf der kalkfleckigen Ablage liegt. Mit fahrigen Bewegungen malt sie einen Punkt genau zwischen die dunkel umrandeten Augen. „Bewusstsein ist ein Singular dessen Plural wir nicht kennen. Das hat ein Schrödinger gesagt, wahrscheinlich der mit der Katze und ich steh hier wie ein verdammter Affe.“ Sie greift nach einem Reinigungstuch, wischt damit über den Fleck, verschmiert Farbe überall auf der Stirn.
Ihre Hände gleiten über ihre Wangen. „Nur wenn man jemanden wirklich begehrt, dann berührt man ihn im Gesicht, streichelt seinen Nacken, zieht die Körperkonturen mit den Fingern nach. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob mich irgendwann mal jemand so angefasst hat.“ Asche fällt ins Waschbecken. „Sentimentale Scheiße!“ faucht sie plötzlich und wirft eine Zahnbürste nach mir. Wenn ich es könnte, ich würde sie umarmen, die Frau vor dem Spiegel.

steinbock statt schaf
Es gab da mal ein kleines Schaf,
s’ war selten bockig, eher brav.
Doch auf der Weide, wie im Stall
war dieses Tier auf jeden Fall
ein regelrechter Außenseiter,
die Einsamkeit sein Wegbegleiter.
Die andern Schafe in ihrem Drang,
bekannt auch unter Herdenzwang,
behandelten das kleine Schwarze
wie aussätzig, entstellt, mit Warze.
Ach, wie sind doch Schafe dumm!
Sie nahmen ihm die Farbe krumm.
Doch wie’s so geht, zweimal im Jahr
musste die ganze Schäfchenschar
in Reih und Glied, wie an der Schnur,
zur entblößenden Totalrasur.
Allen ging’s nun an die Wolle,
nur jenes, welches aus der Rolle,
da es farblich falsch gekleidet
nun einzig nicht so nackig weidet.
Beziehungsanbahnungsinserate lese ich seit jeher mit größtem Interesse. Die fremde Sehnsucht nach Zweisamkeit, dieser Kosmos aus kryptischen Kürzeln, Chiffrenummern und abgedroschenen Floskeln erheitert mich.
Mein Favorit in all den Jahren: „junger Witwer, Hobbykoch (Schwammerlgerichte) sucht ältere, gutsituierte Frau für`s Leben.“ Sicherlich ein böser Scherz oder aber ein hochvergnüglicher Zufall.
In Massenblättern wird nach süßen Mädels und Jungs gefahndet. Für jeden Spaß zu habende Kuschelbären und sexy Jungmamis wohin man blättert, alle auf der Suche nach treuen Pferdedieben (ich spreche natürlich nur von Anzeigen der romantischen Art, zwar habe ich mich zu Recherchezwecken auch mit eindeutigeren befasst, dies aber bald wieder unterlassen, weil es an meinem naiven Weltbild rüttelte, zu erfahren, dass Natursekt so rein gar nichts mit naturtrübem Apfelsaft zu tun hat.).
Je großformatiger und kleingedruckter die Zeitung, umso häufiger der Zusatz niveauvoll und der Verweis auf hochpreisige Alkoholika. Auch scheint die paarungswillige Intelligentia grundsätzlich nichts anderes zu tun zu haben als "Spaziergänge in der Natur" und klassische Musik hören. Und alle haben sie Maturaniveau (ich selbst würde mich nun nicht gerade damit brüsten, geistig auf dem Level einer 18-jährigen stehengeblieben zu sein...), mindestens.
Natürlich muss der Kontaktwollende ja versuchen, sich vermittels verallgemeinernd knappen Sprachgebrauchs in ein gutes Licht zu rücken (Apropos: Der Begriff tageslichttauglich etwa existiert wahrscheinlich ausschließlich im Kontaktanzeigenjargon, genau wie der Satz „Darf`s noch ein bisserl mehr sein?“ einzig an der Wursttheke Verwendung findet). Als „Vollschlanke Rubenslady“ beschreibt sich die feiste Vettel, „sportlich“ der Tischfussballer, der nach „schwerer Enttäuschung“ eine neue „Kuschelmaus“ für den abendlichen Biertransport im „eigenen Nest“ sucht.
Letztlich sind die Texte aber allesamt ungefähr so aussagekräftig wie das tägliche Horoskop oder der Glückskeks. (Wobei, einmal, an dem Tag als ich beim Radio gefeuert wurde, da hatte sogar das Boulevardorakel meines bevorzugt gekl... äh... im Studentendabonnement bezogenen Klatschblattes recht - „ Sie werden ein negatives Erlebnis im Medienbereich haben.“ Puh, zum Glück, hätten ja auch die Herren von der Rundfunkgebühreneintreibungskontrollstelle gemeint sein können...).
Ob man mit durchschnittlich 20 Worten den Partner für`s Leben anlocken kann? Den mit HHH und oBoB. Printmedial zu Markte getragene Persönlichkeit, Wohnung, Auto, Hi-Fi-Zubehör, alte Unterhosen, eh alles eins. Ich weiß nicht, ich weiß nicht.
Aber was kümmert mich das eigentlich? Schließlich bin ich w/26/164/57/R gebildet, charmant, humorvoll und hab es nun wirklich nicht nötig, jemals selber eine Annonce aufzugeben.
Dem Hollywoodkonzept Liebe habe ich noch nie so recht getraut. Trotzdem hab ich mir in einsamen Stunden eine Vorstellung zusammengebastelt, davon wie ER sein soll. Erlösungsfantasien. Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund. In all den Geschichten über Prinzen auf stolzen Rössern, den Jungmädchenträumen, den Zuckerwattesehnsüchten kommt eines nie vor – was, wenn die Gänsemagd nicht die ist, die sich der Prinz erhofft? Eine weitere zerplatzte Traumblase später, bei der Frage angelangt, die mir nie zuvor in den Sinn gekommen war, hab ich ihn angerufen.
Wir begannen uns wieder regelmäßig zu treffen, auf neutralem Boden, im Schutze der Öffentlichkeit. In Kaffeehäusern, wo jeder Deckung hinter der Speisekarte suchen konnte, belegten nur Eckplätze, ein Stück feste, sichere Mauer im Rücken. Wir belauerten uns, stundenlang.
Als eine Besessene, auf der ewigen Suche, war ich in der fremden Stadt gestrandet. Unter Tags zu erschöpft um aufzustehen, nachts rastlos. Ein altes, muffiges Zimmer, ein schwarz-weiß Fernseher, frühmorgens amerikanische Heile-Welt-Zerrbilder in Möbiusschleifen, tagsüber olympische Konsumgedanken in winterweiß. An Wursttheken Worte wechseln, um das Sprechen nicht zu verlernen, Kondome kaufen, um die Menschen in der Supermarktschlange glauben zu machen, es gäbe noch andere Sozialkontakte, billige Kohlehydrate in mich hineinstopfen für peristaltische Orgasmen über der Kloschüssel – Vomito ergo sum. Irgendwann dann den Autismus in Schnaps auflösen, mich bei Lokaltouren an den Meistbietenden verkaufen. Life is a sexually transmitted disease. Gefangen in einer Verzweiflung die ihresgleichen sucht – dann bin ich über ihn gestolpert.
Er war nie ein Prinz. Er war immer nur Bauer. Fünf Bier und die Angst vorm Leben machten aus uns ein Paar. Zwei Ertrinkende, die sich aneinander klammern und gemeinsam untergehen.
Er, nach dem ich schlug und trat, wenn ich zuviel getrunken hatte, den ich nie küsste, vor dem ich mich ekelte und zu dem ich mich doch hingezogen fühlte, verachtete mich genauso wie ich ihn. Wenn wir unseren dunkelsten Trieben nachgekommen waren, lag er in meinen schweißnassen Armen, zitternd und wimmernd wie ein verwundetes Tier. Wir haben uns gebraucht.
Wir liegen auf seinem Sofa und hören Musik. Seine Springerstiefel teilen den Raum zwischen uns. Mit dem Schlagstock wirbelt er Staub auf. „Oh, eine Penisprothese?!“ sage ich und kichere, weil ich sonst weinen würde. Ich ziehe alles ins Lächerliche, um ihn, der niemals ausgelassen und fröhlich ist, zumindest zum Schmunzeln zu bringen. Verspotte ihn bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, weil ich es sonst nicht ertragen würde, bei ihm zu sein. Die Rasierklingen des Damokles schweben über uns. Immer. Die Narben in den Ellenbeugen verbirgt er unter langärmligen T-Shirts, nur ich weiß, dass es sie gibt.
Ich hatte geträumt, er würde mich so fest umarmen bis ich erstickte. Nüchtern betrachtet war es genau so. „Du brauchst eine Mutter, keine Freundin“ sagte ich, nach irgendeinem zehnten Tequilla altklug geworden „Ich kann nicht diese Mutter sein, weil ich daran zugrunde gehe.“ Geblieben bin ich trotzdem. Weil er niemanden sonst hatte und weil meine Angst morgens aufzuwachen und dem Wahnsinn verfallen zu sein, verschwindet, wenn ich nicht alleine bin. Doch die Nächte waren unsicher. Ein zaghaftes Tasten zur anderen Seite, um mich zu vergewissern, ob er noch da war und nicht von mir gegangen. Ständiges Sinnsuchen. Das geschundene Wesen aufrecht halten. Bis zu dem Tag, an dem mich meine Kraft verließ und ich ihn. „Spring von dieser scheiß Brücke!! Bitte spring endlich, aber lass mich in Ruhe!!“ brüllte ich und nahm mir ein Taxi. Das Zittern hatte noch nicht nachgelassen, als sein Anruf kam: „Ich will mich nur verabschieden. Es rinnt schon.“ Dann blieb die Welt stehen.
Autopilot. 144. Wer? Was? Wo? Eine rotzerstickte Taxifahrt durch die Nacht. In seiner Wohnung Licht. Haben sie ihn gefunden? Taumeln durch die Dunkelheit. Beim letzten bisschen Verstand bleiben, irgendwie. Ein Krankenhaus. Warten. Im Kreis gehen. Im Kreis drehen. Morgengrauen. Plötzlich steht er vor mir und ich schreie, lauter als jemals zuvor, schreie alles hinaus in die düstere Stadt – die Angst, die Verzweiflung, den Hass.
Die Gefühle von damals sind immer gegenwärtig. „Wir haben uns nichts geschenkt“ sage ich „weder zu Weihnachten noch zum Geburtstag“. Ich grinse und er lacht sein gequältes, trauriges Lachen, nicht dieses diabolische, schallende Wiehern, das mich so abstößt. Er sieht mich an, fasst nach mir, eine zaghafte Geste, die ich abwehre. Ich setze mich wieder auf den grünen Campingstuhl, auf dem ich sonst immer sitze, sicherheitshalber. Die Grenze darf nie mehr überschritten werden. Wir rauchen, reden, die selbe alte Leier: unsere Kindheit, unsere Ängste, unsere Sehnsucht nach Beziehungen. „Ich habe nachgedacht, darüber was du für mich bist. Ich glaube, du bist so etwas wie die große Schwester, die ich nie hatte.“ „Ich seh dich ja mehr als meine Selbsthilfegruppe“ sag ich und weiß, dass er sich eine andere Antwort erhofft hat. Dann lasse ich ihn allein, bis ich ihn wieder brauche. Bevor die Tür ins Sicherheitsschloss fällt, drehe ich mich noch einmal um und tu ihm den Gefallen: „Adieu, kleiner Bruder“. Es klingt ungesund.
mch vs. mm
Bescheiden sind die Verse die ich schmied
holprig und gar tölpelhaft,
Eure Bekanntschaft die ich stets mied,
ist’s, die mich plötzlich dichten macht,
denn wer nur in dreiteufels Namen
ist in der Lage solcherart
des Menschen Sprache einzurahmen?
Gewitzt, gewaltig und doch zart.
Potzblitz, nie hätte ich gedacht
den Meister je zu finden
der mich schlichtweg staunen macht
und mein Talent entschwinden.
Die Eloquenz, die Euch zueigen,
vor der zieh ich den Hut
und möchte mich verneigen,
verflixt, mein Herr, Ihr dichtet gut.
Bedauerlich und mir nicht klar,
weshalb Ihr mich meiden müsst
doch gleichauf schön und wunderbar,
dass Euch die Verse wach geküsst.
Sei’s drum, wohers kommt. Wertvoll, dass Es ist!
Wessen Meisterschaft s’ nun sei, ein jeder von uns anders misst.
Mögen Herz, das eigen Wesen, eigen Streben,
winden sich und scheuen-
das Wort, es hat sein eignes Leben.
Und ward es zu Papier gebracht, gibt’s nichts mehr zu bereuen.
Zwar seid Ihr mir gewiss recht teuer,
jedoch ein wenig ungeheuer.
Seid vieler Frauen Wangenröter,
ein Parvenü und Schwerenöter,
ein Jäger dem die Ehrfurcht fehlt vorm Wild,
der sammelnd seinen Blutdurst stillt.
Ihr seid ein Schelm und liderlich,
ein eitler Geck und widerlich.
Mich dünkt es ist noch nie gelungen,
dass jemand zu Euch durchgedrungen.
Es scheint als ob es gar nichts gibt,
das Ihr ganz wahrhaftig liebt.
Obgleich all dies nicht rühmlich scheint,
ist mein Bild besser als man meint.
Ja, ich scheue Eure Nähe
(wär lieber Sammler denn Trophäe)
doch bin ich Euch, den ich nicht kenne
und trotzdem einen Lumpen nenne,
in großem Maße zugetan,
was allein vom Geiste kam.
Denn selten findt’ man Menschenwesen,
die wortgewandt und so belesen.
Eure Worte malten mir ein Lächeln ins Gesicht.
Ihr kennt mich besser, als Ihr denkt,
so undurchdringlich bin ich nicht.
Zumindest nicht für Euren Blick-
Fassaden konnten Euch nicht trügen,
Ihr trugt sie sanft, doch sicher ab,
zu lesen in den tief’ren Zügen.
Und glaubt mir, viele waren nicht,
ob Geist ob Leib, in meiner Nähe.
Drum seid Ihr mir ein guter Stern-
und nie und nimmer die Trophäe.
Zu meinen Kostbarkeiten zähln mit Euch die Augenblicke.
Gedanken die mich leben lassen, wenn auf Reisen ich sie schicke.
Charmeur, grauslicher.
In`s Schwarze!
Mit Frauenherzen zartbesaitet
spielt Ihr eine Melodei
die lieblich klingt, doch stets begleitet
von kummervollem Wehgeschrei
Ihr wisst wie man die Saiten zupft
bringt Herzen schnell zum Schwingen
Ihr gehört geteert und dann gerupft
auf dass sie nie mehr singen
die vielen Maiden die erlagen
des Rattenfängers Spiel
und waidwund nunmehr klagen:
was zu viel ist, ist zu viel!
Ihr seid ein rechter Herzensbrecher,
Hallodri sondergleichen,
ein Minnesänger, Vielversprecher
und niemals zu erreichen.
Elender Teufel, lüstern Lurch
ihr lasst die Mägdlein schmoren
ihr seid böse durch und durch
`s ist Musik in euren Ohren
wenn sie um Euch weinen.
Ihr seid alls woran Ihr denkt,
ja man möcht gar meinen
ihr treibt dies Spiel nur zum Plaisir
ich wollt Euch nicht einmal geschenkt
Ihr seid kein Mann Ihr seid ein Tier.
Da ich dies sogleich begriff
spart Euch die Engelszungen
niemals hält Euer Würgegriff
mich je auch nur umschlungen.
Jedoch mein Herr, dies eine sag ich ehrlich:
ich wollt ich wär nur halb so dreist und ebenso gefährlich.
Geschätzte Maid, darf ich es wagen,
erneut um „senden“ anzufragen?
Denn Eure Worte, wild und wendig
erreichten mich nur unvollständig.
Ein Teufel hat die Reimgewalten
mir knapp zur Hälfte vorenthalten!
Skandal! Nochmal!
Nun wird mir der Prozess gemacht,
Ihr habt den Strick gedreht,
seid Ihr mein Henker, der da lacht,
nebst meinem Scheiterhaufen steht?
Geborst’ne Herzen wiegen schwer,
dagegen werd ich aufgewogen,
Reu zu zeigen nützt nicht mehr
(gut, gut, s’ wär ohnedies gelogen)
Verführer!
Er wird abgeführt.
Spieler!
Hat verspielt.
Gauner!
S’ hat sich ausgetrickst, mein Uhrwerk wird gestillt.
Noch einmal werd der Schelm ich sein
und mich als Frauenheld gebaren:
schenkt Euer schönstes Lächeln mir-
und lasst das Beil dann niederfahren.
mm vs. mch
Mich dünkt, heut haben Männerhelden
nichts zu tun und nichts zu melden?
Obschon ich gern die Klinge führe,
heut größre Lust ich gar verspüre,
des Spielmanns Feder schwertgleich schwingen,
statt Lindwurmhäuptern Vers’ darbringen.
Dein amazonengleiches Tun
lässt den Gedankensturm nicht Ruhn’
und erregt die Worte fließen,
aus Lenden, Mund und Fingern schießen!
Meine dunklen Augen sehen
Dich im Bestienblute stehen,
das Meinige zum Kochen bringen,….
moment….trotzdem werd ich nicht singen!
Denn Barden sind, von obn’ bis unten,
strumpfbehoste Männertunten.
Lass er`s doch endlich unterbleiben
die Wörterflut voran zu treiben!
Zwar ist es selten noch geglückt,
dass solcherart mich wer verzückt,
doch anderntags erwartet mich
noch mehr Gewürm, ganz sicherlich.
Auch klebt Monstrenblut mir noch am Leib
und bin ich doch ein reinlich Weib,
ich könnt kein andres mehr erhaschen
ohne mich davor zu waschen.
Das Bett aus Stroh such ich hernach,
dies ist das Letzte, das ich sprach.
Halt, nein, wie unverzeihlich rüde,
seht selbst, ich bin jetzt wirklich müde
und lass Euch ohne Dankwort stehen,
ich wünscht, das wäre nie geschehen.
Ich hoffe Ihr vergebt, verzeiht,
gedankt sei für das Wortgeleit.
Ich wär` durchaus darauf erpicht,
dass man sich einmal wieder spricht.
So geb ich mir nun rechte Mühe
und dichte schon in aller Frühe,
obgleich die Äuglein halb geschlossen,
füg Wort an Wort ich unverdrossen.
Mich lässt das Reimen nimmer los,
mein Herr, ich frag, was ist das bloß?
Mein Kopf ist voll von Märchenworten,
von Mythen, Sagen, Zauberorten.
Selbst nächtens, als ich arglos schlief,
wurd ich`s nicht los, es sitzt zu tief.
Es träumte mir von Ogern, Zwergen,
von dunklen Wäldern, hohen Bergen.
Alraunen gar und auch von Alben,
die sah ich plötzlich allenthalben,
auch Einhörner, doch ich versteh,
nicht warum grad ich sie seh.
S` heißt man braucht Jungfräulichkeit,
ein reines Wesen, recht viel Zeit.
Doch mangelts mir an allem Diesen
somit wäre ja wohl bewiesen:
Fabelwesen sieht man selten
ausserhalb geträumter Welten.
Wundersam.
Kaum rückgekehrt aus Nächtens Wiege,
wo ich noch schläfrig nieder liege
- doch mein Geist, wie der Geysir,
eruptiert und reimt mit Dir.
Wenig Schlaf hab ich gefunden,
hab panthergleich das Bett geschunden,
hieb Schrammen in die Dunkelheit
mit scharfen Blicken, lange Zeit.
Während Märchen dich umschlungen
ward mein Leib hart und gedrungen,
ich wurde selber zur Chimäre,
die Blut von Alb und Einhorn zehre,
die Deinen Traum wie schwarzer Sand
durchwehte, bis den Schlaf sie fand.
Nun schweb ich zwischen Hier und Dort
und schmiede weiter Wort um Wort.
Fürwahr, mich dünkt Ihr seid Poet
wie er in klugem Buche steht.
Selten traf ich einen Mann
der so herrlich dichten kann.
Die Tränen stehn mir in den Augen,
ich kann es selbst noch gar nicht glauben,
dass es gelang mich zu entzücken,
mit bloßen Worten zu beglücken.
Glückselig bin ich, frohen Mutes-
so tun gewählte Worte Gutes.
Bedenket:
der Quell an Worten ist geflossen,
weil Ihr es wart, die sie erschlossen!
Ihr allein habt es beschworen,
durch Eure Poesie geboren,
allein wärn’ meine Zeilen nur
Geröll – von Leben keine Spur.
Dürft ich Eure Tränen greifen,
Juwelen könnt ich daraus schleifen
und sie in meine Seele fassen…
zu Worten wieder wachsen lassen.
Durch Euch fand dieser Quell ans Licht.
Ich allein vermocht dies nicht.
Ich leide unter so ausgeprägten sexuellen Mangelerscheinungen, ich könnte ohne weiteres am Sozialamt einen Antrag auf Notstandshilfe stellen. Dabei würde ich, wenn es nur nach mir ginge, völlig auf Schwangerschaftsanbahnungsgymnastik verzichten, meine Eierstöcke sind voraussichtlich bis zum Jahr 2070 an die Bank verpfändet, Prinzen sind rar gesät (außerdem, von ein bisschen reiten und Bogen schießen abgesehen, doch recht verantwortungslos. Wenn, dann will ich einen König!) und die meisten Frösche küssen derartig schlecht, dass ich sie ohne Bedauern gegen die Wand werfe. Ich bräuchte höchstens eine Heizdecke hin und wieder, Schokokekse, (pärchenfreie) Abende mit Freunden und mich selbst für`s Lebensglück. Wenn da nicht diese verfluchten Hormone wären. Die schlimmste biologische Waffe, die der Menschheit zur Verfügung steht. Ich bin eine Sklavin meiner Triebe. Ich bin eine tickende Hormonbombe, ein wandelnder Castor-Transport, ich kann jederzeit hormonell entgleisen.
Es hatte so vielversprechend angefangen: Eine fehlbesetzte Sehnsucht. Hektoliterweise Tränen, fasten und kasteien und hoffen und bangen und dann nach Ablauf der Trauerzeit dahinter kommen, dass man von Männern doch nur Augenringe und Falten kriegt. Sexuell befreit, allerhöchstens in Ausnahmefällen auf Mädchenhandarbeiten angewiesen, war ich bereit für ein neues Leben mit mir und ganz ohne diesen fürchterlich kräftezehrenden Aufwand den die Brunft beschert. Der Zölibat, ein Quell reiner Vernunft! Nur unbefleckte Gedanken, keine die Sicht trübenden rosa Wolken und störender Romantik-Klimbim, stattdessen ein spontan aufgetretenes Faible für sackartige Gewänder und Gartenarbeit. Eine stoische Ruhe und Gelassenheit ergriff Besitz von mir.
„Das ist wie wenn man jemandem, der vierzig Jahre in der Wüste gelebt hat, eine Flasche Mineralwasser schenkt.“ sagte mein liebster Freund, als er fälschlicherweise annahm, ich wäre doch der Fleischeslust wieder anheim gefallen (Wahrscheinlich habe ich, durch meinen nun ja unbeeinträchtigt sprudelnden Erkenntnisfluss abgelenkt, selig gelächelt. Ein Schelm, dass der Böses dabei dachte!). Danach konnte ich eine zeitlang beim Anblick eines Mannes ausschließlich an Getränkeflaschen denken. Still, prickelnd, mit Geschmack, hauptsächlich aber Leergebinde. Den körperlichen Entzug schon längst überstanden und bis dato ohne Wehmut abstinent, wankte ich plötzlich mit östrogenverschleiertem Tunnelblick durchs Leben, genauer gesagt durch Supermärkte. Kaum irgendwo sonst lässt sich auf den ersten, wie beiläufigen, Blick sowohl Geschmackssicherheit als auch Familienstand einer Person so zuverlässig abschätzen. Was hätte ich dafür gegeben, wenn mir, zwischen Bierpaletten, Wein im Doppelliter oder Tetrapack, Fruchtsäften und Coladosen, eine stattliche SingleMaltflasche zugezwinkert hätte?! „Gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen!“ hätte ich gesagt, oder: „Lass mich dein Pfandrückgabeautomat sein.“
Und siehe: der Pfad der Tugend auf dem ich wandelte, ward fortan von Verlockungen gesäumt. Die Wege meiner Biologie schienen mir unergründlich. Schlussendlich hat sich dann doch einer erbarmt und diesem Treiben ein Ende gesetzt und ich habe mich allen besseren Wissens zum Trotz natürlich wieder verliebt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Sex ohne Liebe?! Gott verhüte!
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich endlich ehrlich zu mir selbst sein müssen! - Das Epizentrum meines Handelns ist ganz bestimmt nicht mein unerschütterlicher Glaube an die wahre, reine Liebe. Es sind nicht primär die sekundären Geschlechtsmerkmale, die mich zu einer Gefahr für die Männer und Freundinnen dieser Welt werden lassen, nur leider bin völlig außerstande meinen Hormonhaushalt zu führen und zu bändigen. Ich bin eine Dr. Jekyll und Miss Hyde. Meine Versuche Liebeskummer in Alkohol zu lösen missglückten. Eine fatale Mischung, zumal die Experimente unter starkem Östrogeneinfluss stattfanden (Die Halbwertszeit eines wiederbelebten Östrogenspiegels beträgt geschätzte 14 Tage) Seither verliere ich in unregelmäßigen Abständen die Kontrolle über mich. Drei Bier, ein schlecht eingestellter Hormonstatus, dahin sind all die guten Vorsätze, Trieb obsiegt Vernunft, Gewissen und Moral, alle Schamhaftigkeit fällt ab von mir. Kurz und weniger blumig formuliert: Ich bin eine Schlampe. Streng genommen.
Die durchschnittliche Dauer meiner Beziehungen übersteigt selten die 8-Stunden Grenze. Ich hab bedeutend mehr Kerben in Bettpfosten geritzt, als Herzen in Baumstämme geschnitzt. Einmal wieder an ein Leben außerhalb des Zölibats gewöhnt, hab ich plötzlich Spaß an Dingen, die mir nur in den kühnsten (allerdings recht häufigen) Träumen erschienen und zeige wesentlich mehr Eigeninitiative als ein Fahrradschlauch beim Aufpumpen. Einzig die Sorge um meine Leberwerte vermag das Tier in mir großteils in Schach zu halten. Womöglich hat das auch mit den Mondphasen zu tun. Die Intervalle in denen sich die Metamorphose vollzieht, werden allerdings kürzer. Ich habe angefangen mir die Augenbrauen zu zupfen. Damit ich sie besser sehen kann, die Jünglinge, die in mein Beuteschema fallen. Ich bin halt auch nur ein Triebtäter.
Miss Hyde gewinnt die Oberhand. Ich fange an sie zu mögen. Aus purem Jux und Raserei, einer Prise Selbstverliebtheit und ein kleinwenig Boshaftigkeit, kann es durchaus passieren, dass sie Männerbastionen stürmt und dem einen oder anderen ein „Na, wie war ich?“ an den blutleeren Kopf knallt. Und ja: ich erwarte mir, nur ein Röcheln zu ernten. Denn bevor mein Taschentuchverschleiß jemals wieder die Rodung ganzer Regenwälder zu verantworten hat, leiste ich lieber Entwicklungshilfe. Prinzen haben's bekanntlich mehr mit Jungfrauen, aber einigen Fröschen werd ich wenigstens das Küssen schon noch beibringen!
poetenwettstreit in mehreren teilen
(ein dankeschön an mm, den mann am anderen handy, der mir lange zugfahrten erträglich machte)
Im Bauche jenes Ungetüms,
in dem Ihr Euch befindet,
das flammenkauend mit Gedröhn’
sich durch das Finster windet,
lebt da noch Hoffnung auf ein Licht,
das fern die Schwaden nicht durchbricht,
bloß ein Funken, der nicht fiel
auf Zunder, welcher klärt die Sicht?
Unter Donner und Getöse
entkam ich jäh dem Darmgekröse,
man sah das Monster peinvoll zucken,
gar zornesfunkelnd Flammen spucken.
Doch wie Siegfried – wackrer Recke –
bracht ich das Untier rasch zur Strecke.
Dazu braucht ich nicht arge List,
selbst schuld, wenn es die Falsche frisst.
Und morgen steht im Extrablatt,
wie dumm dies Biest geblicket hat.
Kam zuvor nicht Mensch, nicht Maus
ihm jemals unverdaut heraus!
Nun entsteigt Ihr tapfre Maid
in einem Stück – zu seinem Leid.
Jetzt krümmt das Vieh vor Wut das Gleis!!
Das gibt Verspätung, wie man weiß…
Dacht ich könnts nicht töten, bloß,
ich ward dem Vieh im Hals ein Kloß.
Ach, wie es gräulich ächzte, schnappte,
bald odemlos zusammenklappte,
als es schließlich dann verreckte,
dabei die Klauen von sich streckte,
was war das für ein herrlich Bild,
so animalisch, düster, wild.
In schleimbespritztem Wams und Hose,
doch triumphaler Waidmannspose
werd ich alsbald in den Gazetten,
die gerne noch mehr Fotos hätten,
als Drachentöter hoch gelobt,
ich fürcht jedoch, dass Siegfried tobt,
denn auf seinen Heldenwegen
war die Presse nie zugegen.
Das Glück ist meist dem Tücht’gen hold
doch ich mach Zufall nun zu Gold.
"Vomito ergo sum - Ich kotze also bin ich."
Der Babyspeck, das wächst sich schon aus, haben die Erwachsenen gesagt, und "fette Sau" nannten mich die Gleichaltrigen. An jedem Zeitungskiosk hochglänzende Heilsversprechungen: 7 Kilo weniger in drei Tagen, für immer schlank, endlich Wunschgewicht, so werden Sie sexy wie nie. Ich hab daran geglaubt. Erst als Diätnovizin, dann als vollwertiges Mitglied im Orden der Fressschwestern, der nur im Geheimen operiert, an stillen Örtchen. 10 Jahre lang hab ich dem Stierhunger, der alles verschlingenden Göttin Bulimie gehuldigt. Bin vorm Kloaltar gekniet und hab Opfer dargebracht, mein Leben nur nach ihr ausgerichtet. So much for the ten year plan.
(der folgende text entstand ursprünglich als beitrag für das online-jugendmagazin fm5)
Ich war fünfzehn als mein Leben begann.
Auf dem Heimweg von der Schule war es plötzlich da, unaufgefordert und überraschend und seither hat es mich nie wieder losgelassen. Nie zuvor war es in solcher Intensität aufgetreten, das Herzrasen. Mir war schwindlig, ein kleinwenig schlecht und plötzlich wußte ich es in aller Gewissheit : „Ich bin verliebt.“
Das Abendessen war bereits vorbereitet, als ich daheim eintraf und obwohl es ein langer Tag gewesen war, sagte ich meiner Mutter, dass ich erstens keinen Hunger hätte und zweitens mit sofortiger Wirkung eine Diät beginnen würde. Danach hab ich mich in mein Zimmer eingeschlossen und es die nächsten Jahre praktisch nicht mehr verlassen.
Da saß ich also. Pickelig, mit strähnigem Haar, das üppige Doppelkinn notdürftig mit einem Halstuch in Form gehalten und träumte plötzlich nicht mehr nur von Pferden, sondern auch von jungen Männern. Genaugenommen nur von einem. Diese erste Liebe war so unsterblich, dass ich nicht mal mehr weiß wie er hieß. Mir war klar, dass er mich nie wahrnehmen würde, wenn ich nicht schleunigst mein Äußeres änderte, denn abgesehen von der altersüblichen Talgüberproduktion hatte ich auch noch schätzungsweise 25 Kilo zuviel. 80 Kilo aufgeteilt auf 164 cm Mensch. Die Extremitäten zwar durchaus wohlgeformt, der Rumpf jedoch recht fleischig und der Busen angesichts meines Alters angsteinflößend. „Fette Sau“ hatte man mir mehr als einmal nachgerufen. „Da kommt Pamela Anderson mal vier“ war zumindest intellektuell etwas ausgefeilter, aber genauso kränkend. Trotzdem hatte ich mich selbst gemocht und mir das auch mindestens drei mal täglich versichert. Nun aber zeigte sich mir im Spiegel eine Person, die ich abscheulich fand. So wie ich aussah, würde mich niemals jemand gernhaben können.
Und so hörte ich auf zu essen. Verliebte Euphorie gab mir die nötige Kraft, sowohl dem mütterlichen Pausenbrot, als auch dem Schulbuffet zu entsagen, mittags nur etwas Buttermilch zu schlürfen und abends ohne das geringste Bedauern auf die Nahrungsaufnahme zu verzichten. Ich besorgte ein Maßband und einen Notizblock. Mit Hilfe des Bandes und des letztjährigen Quellekatalogs versuchte ich, meine aktuelle Konfektionsgröße festzustellen, danach notierte ich sowohl Datum, als auch zu mir genommene Kalorienmenge, legte mein Wunschgewicht mit 55 Kilo fest und fühlte mich großartig.
Natürlich war ich mir im Klaren darüber, dass ich auch Sport treiben musste, um dauerhaft abzunehmen. Im Keller stand ein altes Trampolin, dass ich in mein Zimmer schleppte und fortan als Trainingsgerät nutzte. Dank Nirvana`s „Unplugged in New York“ gelang es mir bald 2 Stunden täglich darauf herumzuspringen.
Nach vier Tagen Buttermilchkur hing mir das Zeug zum Hals heraus, aber ich hatte beinahe 2 Kilo abgenommen. Wenn wenig essen schon zu solche Erfolgen führt, würde dann nicht gar nichts essen noch effektiver sein?
Am Dachboden fand ich alte Brigitte-Diät-Bücher und nach der Schule stahl ich Diätratgeber in der örtlichen Buchhandlung. Bereits nach einer Woche war ich zumindest in der Theorie mit sämtlichen je von der Menschheit ersonnenen Ernährungsformen zur Gewichtsreduktion vertraut und kannte den Kaloriengehalt von 500 Lebensmitteln auswendig. Mein Schwarm hatte mich noch immer keines Blickes gewürdigt.
Nichts als Kaffee und Wasser zu sich zu nehmen, hat nun zwar einerseits einen recht beachtlichen Körpermasseverlust zur Folge, allerdings stellt sich spätestens ab Tag zwei ein übler Mundgeruch ein und man wird auch ziemlich unkonzentriert.
Zu Beginn der zweiten Woche war ich zwar physisch erleichtert, jedoch ließ die Motivation bisweilen zu wünschen übrig. Manchesmal stellten sich auch Hungergefühle ein, ab und zu konnte ich nicht widerstehen etwas zu essen. Quasi eine Todsünde. Mir war übel, ich hasste mich selbst und begann zusätzlich zum Trampolintraining Sit-ups zu machen. Dass ich eine Nulldiät auf Dauer nicht durchhalten würde, war mir bewußt und vor allem hatte ich Angst davor magersüchtig zu werden. Aber in einem meiner Diätbücher war ich auf den „Reistag“ gestoßen. 200 Gramm Reis, Trockenmasse, sollte „die Pfunde purzeln lassen“. Ich glaube es gibt im deutschen Sprachraum exakt keine Veröffentlichung zum Thema abnehmen, wo nicht mindestens einmal „die Pfunde purzeln lassen“ vorkommt, ich habe diesen Ausdruck schon immer gehasst.
Zuvor hatte ich immer behauptet „Ich habe Mitleid mit allen Chinesen, weil die so viel Reis essen müssen“ und die klebrigen Körner geschmäht, aber um der Diät willen würgte ich nun exakt abgewogene Mengen davon hinunter. Meine Mutter wollte mir einen Gefallen tun und hatte sogar für mich vorgekocht, weil der Reis nicht ganz so schrecklich schmeckte wie üblich, kam ich dahinter dass sie einige Tropfen Öl und etwas Salz beigefügt hatte. Ich wurde hysterisch, denn erstens hat Öl 900 Kilokalorien pro hundert Gramm und damit den höchstmöglichen Energiegehalt überhaupt und außerdem bindet Salz Wasser im Körper. Ich glaube nicht, dass sie zu diesem Zeitpunkt schon vor hatte meine Diäterfolge zu sabotieren, aber um nicht zuzunehmen, legte ich sicherheitshalber eine Extraschicht am Trampolin ein.
Ich begann aus sämtlichen Zeitschriften Bilder auszuschneiden, von Frauen die meine Traumfigur hatten. Auch notierte ich weiterhin fleißig wieviel ich täglich aß. Ich erstellte Listen mit erlaubten und verbotenen Nahrungsmitteln. Ich ernährte mich fortan von Reis, Äpfeln oder eben gar nichts. Um abends den Hunger im Zaum zu halten, blätterte ich in Kochbüchern, betrachtete stundenlang Bilder von Lebensmitteln in allen Zubereitungsstufen und schlief irgendwann erschöpft und mit knurrendem Magen ein. Zusätzlich zum Trampolintraining und zu den Sit-ups ging ich joggen. Nach einem Monat fingen meine Jeans an zu rutschen, nach eineinhalb Monaten hatte ich kaum mehr was zum anziehen übrig und nach drei Monaten, die Waage zeigte 20 Kilo weniger an, musste ich mich am Kleiderschrank meiner Mutter bedienen.
Anfangs waren meine Eltern stolz auf mich gewesen, hatten mich ermutigt weiterzumachen, doch plötzlich bekamen sie es mit der Angst zu tun, meine Lehrer zogen mich in der Pause zur Seite, um ein ernstes Wort mit mir zu sprechen, ich konnte ihre Sorgen nicht verstehen. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben glücklich.
Ich war stets das fünfte Rad am Wagen gewesen, die lustige, dicke Freundin, der Kumpel. Nun interessierten sich plötzlich genau die jungen Männer für mich, die mich früher verspottet hatten. Nachdem ich mich äußerlich so radikal verändert hatte, befand ich es für an der Zeit mein Image zu wechseln. Ich wollte nie mehr die graue Maus, die langweilige Besserwisserin sein, also begann ich zu rauchen, das hatte für mich einen zwar betont intellektuellen, aber interessanten Touch. Mit meiner neuen Selbstsicherheit war es nicht weit her, mittels Alkohols konnte ich mir allerdings behelfen. So gut sogar, dass ich bald auf Parties die betrunkenste und enthemmteste Person von allen war.
Irgendwann in dieser Zeit passierte es zum ersten Mal. Meine Selbstdisziplin ließ sich nicht mehr aufrechterhalten und ich stopfte mich derart mit Essen voll, dass ich mich übergeben musste. Ich hatte mechanisch nicht nachgeholfen, also brauchte ich noch keine Angst vor einer Essstörung haben, dachte ich zumindest. Die Fressattacken nahmen allerdings rasch überhand und eines Tages fing ich an, mich verschiedenster Hilfsmittel zu bedienen, um die überschüssigen Kalorien wieder loszuwerden.
Ein durchschnittlicher Fressanfall, meist in zwei bis drei Etappen angelegt, bestand zum Beispiel aus: 8 Kokoskuppeln, 7 Wurst- und Käsesemmeln, 1 Fruchtplunder, 2 Cabanossis, 1 Leberkäsesemmel, 1 Liter Cola, 250 g Erdnüssen, 2 Schokoriegeln, 1 Tüte Gummifröschen, ½ Apfelstrudel (nicht zu verwechseln mit einem halben Stück Apfelstrudel!), Sauerkraut mit Speck, 3 Bratwürsten, 4 großen Bratkartoffeln mit Ketchup, 1 Banane, 4 Toastbroten mit Marmelade + viel Butter, 4 Wurstbroten (die Wurst fingerdick aufgeschnitten, die Brote mindestens ebenso), 1 Dose Ananas, 1 Glas Currysauce.
Ich lernte bald in welcher Reihenfolge ich essen musste, um hinterher leichter erbrechen zu können. Anfangs hatte es genügt, wenn ich mir den Finger in den Hals steckte um den ersehnten Brechreiz auszulösen, bald reichte diese Stimulation nicht mehr aus. Ich steckte mir alle möglichen Gegenstände in den Rachen, zusammengerollte Taschentücher, Zahnbürsten, sogar Tampons. Ich denke, es gibt keinen erbärmlicheren Augenblick im Leben eines Menschen, als den, wenn dir erst ein Schwall Kotze aus der Nase schießt und dir plötzlich die Zahnbürste im Schlund steckt und du verzweifelt um Atem ringst, in der Gewissheit, dass irgendjemand deine Leiche in einer stinkenden Lache aus Erbrochenem finden wird, wenn du das Ding nicht schleunigst irgendwie herausziehen kannst. Noch peinlicher wäre es wahrscheinlich nur, an einem O.B. zu ersticken. Nach jahrelanger Übung kann ich mich übrigens mittlerweile auf Befehl übergeben.
Ich hasste mich für meine Schwäche. Der saure Geruch von Kotze begleitete mich überallhin. Damit meine Eltern keinen Verdacht schöpften, schüttete ich literweise Shampoo in die Toilette um den Gestank zu überdecken. Bei Schulausflügen oder wann immer ich meine gewohnte Umgebung verließ, führte mich mein erster Weg aufs Klo. Ich musste mein Revier abstecken, herausfinden wann ich am besten ungestört kotzen könnte. Ich lernte die Vorteile und Tücken von Flach- und Tiefspülern ebenso kennen, wie die Segnungen einer Bad-WC-Kombination - bei vollaufgedrehter Dusche lassen sich Würggeräusche überdecken und der Wasserdampf hilft gegen den Geruch. Wenn ich, aus welchen Gründen auch immer, nicht kotzen gehen konnte, wurde ich unruhig, reizbar und aggressiv. Für solche Fälle spielte ich mit dem Gedanken, mir Abführmittel zuzulegen. Unter anderem deshalb kenn ich praktisch nur ein italienisches Wort: lassativo - Abführmittel.
Ich wünschte mir nichts mehr, als magersüchtig zu sein, nie mehr essen zu müssen. Ich bewunderte die Willenskraft derer, die sich zu Tode hungern, ich dagegen war schwach und ekelerregend.
Natürlich hatten meine Eltern mitbekommen was mit mir los war, nicht nur weil in unserem Haushalt riesige Mengen an Toilettenpapier, Duschgel, Zahnpasta und Nahrungsmitteln verschwanden. Sie drohten mir, mich ins Krankenhaus einliefern zu lassen. Mein Vater baute eine Speisekammer, zu der ich nur unter Aufsicht Zutritt hatte. Jedoch schaffte ich es immer wieder nachts mit meinen spindeldürren Unterarmen Lebensmittel herauszufischen, oder angelte mit einem aufgeschnittenen Hoola-Hoop-Reifen nach dem Brotkorb. Aus „öffentlich“ zugänglichen Lebensmitteln wie Mehl und Ketchup buk ich frühmorgens Fladenbrot im Toaster, überhaupt kann ich wahrscheinlich aus praktisch allem Essbaren eine kotzbare Mahlzeit zubereiten.
Wenn ich nicht gerade in der Schule saß, ging ich auf Diebestour in Supermärkten oder versuchte zuhause unbemerkt alles Kalorienhaltige an mich zu raffen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an Essen. Meine Klogänge daheim wurden streng überwacht, notgedrungen musste ich in den Wald ausweichen. Bald war es mir zur Gewohnheit geworden, mit einer Handtasche voller Taschentücher, einer Zahnbürste, Zigarretten und einer großen Flasche Wasser durch die Wälder zu streifen um bei jeder Wetterlage meinen Mageninhalt loszuwerden. Selbst Aussentemperaturen von minus 20 Grad schreckten mich nicht ab.
Mein Gesicht war aufgedunsen, ich hatte beständig Magenschmerzen, Mundgeruch, Konzentration war ein Fremdwort geworden, eine unendliche Erschöpfung hatte Besitz von mir ergriffen. Es verging kein Tag mehr, ohne dass ich mich im wahrsten Sinne des Wortes besinnungslos fraß um mich hinterher zu übergeben, meist mehrmals täglich. Meine Tagesverfassung war gewichtsabhängig, ein halbes Kilo weniger oder mehr war ausschlaggebend für Hochgefühle oder schwere Depression - die Waage ein Gradmesser meiner Verzweiflung.
Plötzlich begann ich Blut zu erbrechen, anfangs hielt ich es für geschmolzene Schokolade, Blutungen aus dem Magentrakt wirken bräunlich im Gegensatz zu den hellroten Rachenblutungen. Beim ersten Mal wurde ich noch panisch, im Laufe der Zeit gewöhnte ich mich daran. Ich wünschte mir sogar, innerlich zu verbluten, damit dieser unwürdige Zustand endlich ein Ende hätte.
Das Einzige was mich, abgesehen von essen noch aufrecht erhielt, war, so paradox es klingen mag, der dringende Wunsch zu sterben. Nächtelang hielt mich der Gedanke an Selbstmord wach und ich ritzte mir mit Rasierklingen ins Fleisch, zumindest Schmerz konnte ich noch empfinden.
Andere Lebensinhalte hatte ich nicht mehr. Nun, vielleicht noch das Bedürfnis nach menschlicher Nähe. Um dies zu erreichen, betrank ich mich bei jeder Gelegenheit maßlos. So wahnsinnige Angst ich nüchtern vor Sozialkontakten hatte, so zügellos benahm ich mich im Rausch. Was einerseits zu einem sehr zweifelhaften Ruf, andererseits zu einigen Alkoholvergiftungen führte.
Die Schule sah ich nur mehr selten von innen (geschafft habe ich sie dennoch, das Wie ist mir bis heute schleierhaft.). Die erste große Liebe war längst vergessen, unzählige weitere aussichtslose Schwärmereien waren ihr gefolgt. Meine Eltern hasste ich aus tiefstem Herzen, mich selbst allerdings noch viel mehr.
Was es war, dass mich am Leben erhielt, kann ich nicht beurteilen. Nicht die Therapiestunden, nicht die stundenlangen nächtlichen Telefonate mit der Telefonseelsorge, nicht der stationäre Klinikaufenthalt, nicht die Selbsthilfegruppe, nicht der erste Freund, nicht der zweite, mein Elternhaus unter Garantie nicht, auch nicht der nahezu inexistente Bekannten- und Freundeskreis. Möglicherweise gibt es doch so etwas wie einen Lebenswillen, der unter all der Selbstverachtung und dem tiefempfundenen Haß für die eigene Person schlummert.
Mit 19 zog ich von zu Hause aus, um ein neues Leben zu beginnen und endlich Freunde zu finden, Menschen die mir ähneln. Ich fand sie nicht, meine einzige Begleiterin war die Bulimie. Seit Jahren definierte ich mich nur mehr über diese Krankheit, sie war mein Halt, mein Ritual, meine beste Freundin, alles was meine Person ausmacht. Meine Ängste und die Einsamkeit ertränkte ich in Alkohol, oft auch in der Absicht nie wieder aufzuwachen.
Heute bin ich 24 und Teil-Zeit Bulimikerin. Ich habe es satt all meine Energie im Klo hinunter zu spülen. Ich kotze nur mehr alle paar Tage, manchmal sogar wochenlang nicht. Ich habe gelernt meine Fressattacken zu kontrollieren, aber auch, dass zu starker Kontrollzwang das Gegenteil bewirkt. Die Depression ist nach wie vor meine ständige Begleiterin, bisweilen kann ich dem Leben jedoch schon ein paar schöne Momente abgewinnen. Ich lerne nur langsam, wie es ist, wirkliche Freunde zu haben und aus der selbstauferlegten Isolation herauszutreten. Ich würde niemals andere Menschen nach so strengen Maßstäben beurteilen wie mich selbst, doch ich bin meine gnadenloseste Kritikerin. Spiegel sind noch immer meine schlimmsten natürlichen Feinde. Denn egal, ob ich wie zu meinen kränkesten Zeiten 45, oder wie jetzt 55 Kilo auf die Waage bringe, alles was ich sehe ist Fett. An schlechten Tagen wage ich es nicht die Wohnung zu verlassen, weil ich mich fühle wie ein gestrandetes Walross, ein wirklich häßliches noch dazu. Ich habe Angst vor fremden Menschen, Angst davor ausgelacht zu werden. In der Öffentlichkeit zu essen ist purer Stress für mich, auf offener Straße oder in Umkleidekabinen befallen mich hin und wieder Panikattacken und ich fürchte zu ersticken.
Die Bulimie hat mich neben der Kunst des Verschleierns auch in der hohen Kunst des Fassadenbaus unterwiesen. Meine Umwelt hält mich für selbstsicher, geradezu arrogant. Nach außen hin bin ich eine starke, sehr harte Frau mit recht männlichem Gehabe und morbidem Humor. Innerlich allerdings bin ich leer - wie eine Wursthaut ohne Fülle. Mich bis zum Anschlag mit Essen vollzustopfen, ist meine einzige Möglichkeit mich lebendig zu fühlen.
Ich maße mir nicht an, wirkliche Ratschläge erteilen zu können, jede Bulimieerkrankung hat ihre ganz speziellen Ursachen. Letztlich denke ich jedoch, dass der Auslöser für diese Krankheit aus der Unfähigkeit resultiert, mit bestimmten Emotionen umzugehen.
Ich habe es aufgegeben in meinen Kindheitserinnerungen herumzustochern, natürlich hatte ich eine bulimietypische Familienstruktur: Den biologischen Vater, den Stiefvater, von keinem der beiden wirkliche Anerkennung, die Mutter die irgendwo dazwischen stand, die Befürchtung einmal so zu werden wie sie - unsicher und fremdgesteuert, die Halbgeschwister und das Gefühl nirgendwo dazu zu gehören, die fehlende Geborgenheit,... Dennoch will ich nicht nur in der Vergangenheit leben oder einen „Schuldigen“ finden.
Ich für meinen Teil kotze mir die sprichwörtliche Seele aus dem Leib, weil mich die Sehnsucht nach menschlicher Nähe, Akzeptanz und Gefühlen, aber gleichzeitig die panische Angst davor (denn Nähe zu wollen, bedeutet aus meiner Sicht der Dinge heraus, sich in eine Abhängigkeit zu begeben, was für mich von Schwäche zeugt) innerlich zerreisst.
Von Selbsthilfegruppen und Internet-Bulimie-Foren halte ich persönlich nicht viel. Zu groß ist die Gefahr sich nur gegenseitig die triste Weltsicht zu bestätigen. Mich hat der Aufenthalt dort stets nur noch mehr deprimiert. Therapeutische Hilfe ist in den allermeisten Fällen unumgänglich. Ein stationärer Klinikaufenthalt kann eine gute Möglichkeit sein, aus dem gewohnten Trott auszubrechen, für eine Heilung allerdings reicht die Zeit sicher nicht aus. Für weiterführende Behandlung empfiehlt es sich, sich an einen ausdrücklich auf Essstörungen spezialisierten Psychologen zu wenden. Eine gewisse Skepsis dieser Branche gegenüber, halte ich dennoch für angebracht. Auf der Suche nach einem geeigneten Therapeuten sind mir schon die absurdesten Dinge widerfahren: Die Psychologin, die mich nach der ersten Stunde fragte „Was wollen sie eigentlich hier? Sie wissen doch was ihr Problem ist.“, der Vorwurf ich hätte bei einem psychologischen Computertest geschummelt, der Psychologe der mich bat, mich doch auf einen anderen Stuhl zu setzen, dieser hier sei nämlich sein Platz, der unendlich beleidigt reagierte und eine weitere Zusammenarbeit vorerst verweigerte, als ich ihn scherzhaft fragte, ob er denn platzfixiert sei.
Bulimie ist eine zerstörerische Sucht, die nicht nur die Betroffene / den Betroffenen sowohl nervlich als auch gesundheitlich und finanziell zugrunde richtet, sondern Familien, Partnerschaften und Freundschaften auseinander reissen kann, der Leidensdruck ist auch für Angehörige beinahe unerträglich.
Essstörungen sind zwar mittlerweile als Gesprächsthema salonfähig geworden, dennoch haftet ihnen ein großes Tabu an, die Dunkelziffer der Betroffenen ist enorm. Die wenigsten Bulimikerinnen bekennen sich offen zu ihrer Krankheit, aus der Befürchtung heraus für psychisch abnormal, nicht liebenswert, abstoßend gehalten zu werden. Dabei lebt diese Krankheit gerade von der Heimlichtuerei, darüber sprechen zu können, nimmt ihr viel von ihrem Schrecken.