die neue liebe rostet nicht
Ich habe Hubert geliebt. Ich habe ihn für einen Jüngeren stehen lassen, verraten und verkauft.
Der Neue war völlig überraschend in mein Leben getreten. Er war so seriös, so chic. Hubert und ich, wir waren ein Trash-Pärchen. Auf der Straße drehten sich die Leute nach uns um. Er war laut und schmuddelig, ich nicht minder. Nun aber war ich Teil der Society und kein Polizist hielt mich mehr an um mich zu fragen welche Drogen ich konsumiert hätte. Plötzlich war ich jemand, zumindest war sich niemand mehr sicher, ob ich nicht vielleicht doch jemand wäre. Die neue Rolle gefiel mir und lies mich die Zeit mit Hubert vergessen. Nur wenn sich unsere Wege zufällig kreuzten, kehrte die Erinnerung schlagartig zurück und mir wurde ganz wehmütig zumute.
Insgeheim zweifelte ich lange an meiner Entscheidung. Ich mochte Huberts proletoide Erscheinung, seine Ecken und Kanten, seine Marotten, er hat mich gefordert. Der Neue dagegen, ein Techniker, berechenbar, zuverlässig und ohne grobe Mängel, hat mich oft gelangweilt.
Bis unser erster Winter einbrach und mit ihm meine Laune. Als ich Ablenkung suchte, wenn mir daheim die Decke auf den Kopf fiel, hat er alles mitgemacht, wo Hubert längst gestreikt hätte. Als ich irgendwann schluchzend vor seiner Tür stand und Unterschlupf suchte, da wurde mir klar, dass ich ihn längst nicht mehr nur als Statussymbol sah, sondern als Gefährten.
Mit niemandem zuvor habe ich auch nur annähernd so viel Zeit verbracht. Zu zweit erkunden wir die Welt. Er hat mich erwachsener gemacht. Er duldet meinen eigenwilligen Musikgeschmack. Samstags beim Einkaufen, wenn mich die rempelnde Hoferkundenmeute zur Weißglut getrieben hat, spielt er nur für mich „Aussenbordmotor“ von den Kassierern, die heimliche Hymne aller potentiellen Amokläufer, und nimmt es mir nicht übel wenn ich meine aufgestauten Aggressionen an ihm auslasse. Am schönsten sind Sonnenaufgänge, wenn wir Johnny Cash oder Bad Religion hören und ich ganz sentimental werde hat er stets irgendwo Taschentücher für mich parat.
Wir werden uns optisch immer ähnlicher, zum Glück nicht von der Statur her, für meinen Geschmack ist er eigentlich zu gedrungen gebaut.
Freiwillig würde ich ihn nie hergeben, trotzdem fahr ich gern zweigleisig. Dabei kommt er schnell auf Touren, nur ist er halt doch verdammt klein, das macht ihn etwas unmännlich, und für manche meiner Fantasien ist in seiner Welt schlichtweg kein Platz. Zum Glück toleriert er, wenn mich mal einer abschleppt, ich dagegen bin rasend eifersüchtig und teile ihn mit niemandem.
Einige Male kam unsere Beziehung schon ziemlich ins Schleudern. Meist ging es dabei um Finanzielles und ich erwog schweren Herzens die Trennung, aber nach nunmehr zwei Jahren, zwei Monaten und drei Tagen, nach dreiundfünfzigtausendzweihundertsiebenundachtzig gemeinsamen Kilometern müssen wir dringend wieder mal zum Service, vor allem aber kann ich jetzt aus voller Überzeugung sagen: Ich hab meinen Smart noch viel, viel lieber als Hubert, den Nissan Micra mit Sportfahrwerk und Kassettendeck.
Der Neue war völlig überraschend in mein Leben getreten. Er war so seriös, so chic. Hubert und ich, wir waren ein Trash-Pärchen. Auf der Straße drehten sich die Leute nach uns um. Er war laut und schmuddelig, ich nicht minder. Nun aber war ich Teil der Society und kein Polizist hielt mich mehr an um mich zu fragen welche Drogen ich konsumiert hätte. Plötzlich war ich jemand, zumindest war sich niemand mehr sicher, ob ich nicht vielleicht doch jemand wäre. Die neue Rolle gefiel mir und lies mich die Zeit mit Hubert vergessen. Nur wenn sich unsere Wege zufällig kreuzten, kehrte die Erinnerung schlagartig zurück und mir wurde ganz wehmütig zumute.
Insgeheim zweifelte ich lange an meiner Entscheidung. Ich mochte Huberts proletoide Erscheinung, seine Ecken und Kanten, seine Marotten, er hat mich gefordert. Der Neue dagegen, ein Techniker, berechenbar, zuverlässig und ohne grobe Mängel, hat mich oft gelangweilt.
Bis unser erster Winter einbrach und mit ihm meine Laune. Als ich Ablenkung suchte, wenn mir daheim die Decke auf den Kopf fiel, hat er alles mitgemacht, wo Hubert längst gestreikt hätte. Als ich irgendwann schluchzend vor seiner Tür stand und Unterschlupf suchte, da wurde mir klar, dass ich ihn längst nicht mehr nur als Statussymbol sah, sondern als Gefährten.
Mit niemandem zuvor habe ich auch nur annähernd so viel Zeit verbracht. Zu zweit erkunden wir die Welt. Er hat mich erwachsener gemacht. Er duldet meinen eigenwilligen Musikgeschmack. Samstags beim Einkaufen, wenn mich die rempelnde Hoferkundenmeute zur Weißglut getrieben hat, spielt er nur für mich „Aussenbordmotor“ von den Kassierern, die heimliche Hymne aller potentiellen Amokläufer, und nimmt es mir nicht übel wenn ich meine aufgestauten Aggressionen an ihm auslasse. Am schönsten sind Sonnenaufgänge, wenn wir Johnny Cash oder Bad Religion hören und ich ganz sentimental werde hat er stets irgendwo Taschentücher für mich parat.
Wir werden uns optisch immer ähnlicher, zum Glück nicht von der Statur her, für meinen Geschmack ist er eigentlich zu gedrungen gebaut.
Freiwillig würde ich ihn nie hergeben, trotzdem fahr ich gern zweigleisig. Dabei kommt er schnell auf Touren, nur ist er halt doch verdammt klein, das macht ihn etwas unmännlich, und für manche meiner Fantasien ist in seiner Welt schlichtweg kein Platz. Zum Glück toleriert er, wenn mich mal einer abschleppt, ich dagegen bin rasend eifersüchtig und teile ihn mit niemandem.
Einige Male kam unsere Beziehung schon ziemlich ins Schleudern. Meist ging es dabei um Finanzielles und ich erwog schweren Herzens die Trennung, aber nach nunmehr zwei Jahren, zwei Monaten und drei Tagen, nach dreiundfünfzigtausendzweihundertsiebenundachtzig gemeinsamen Kilometern müssen wir dringend wieder mal zum Service, vor allem aber kann ich jetzt aus voller Überzeugung sagen: Ich hab meinen Smart noch viel, viel lieber als Hubert, den Nissan Micra mit Sportfahrwerk und Kassettendeck.
MoniqueChantalHuber - 20. Apr, 11:33