i´m a saftschubse, baby - part I
Längst schon wollt ich die Memoiren einer Zugstewardess zu Papier bringen, schließlich tingelte ich rund eineinhalb Jahre im Rückwärtsgang einen, bei Vollbeladung 150 Kilo schweren, Flugzeugtrolley ziehend, in fahrenden Zügen durch die Lande, um Instantkaffee aus Pappbechern und vakuumverpackte Sandwiches feilzubieten.
Wie ich an diesen Job geraten bin?
Nun, ich hatte schon früh eine Vorliebe für Zugreisen entwickelt, meist direkt gekoppelt an den Umstand, dass anderweitig ein, sich auch ins wahrhaft Private erstreckende, Sozialleben kaum aufrecht zu erhalten gewesen wäre. Die Vorstellung, nicht nur als Sehnende oder Abschiednehmende zu reisen, erschein mir traumabewältigend und romantisch zugleich. On the road again, aber diesmal anders, freier. Also hab ich mich einfach beworben.
Das Vorstellungsgespräch fand im Marmorsaal des festspielstädtischen Bahnhofes statt. Ein trister und hässlicher Bahnhof ist das und der denkmalgeschützte Kaffeehausbereich war nicht minder abstoßend und traurig. Vor meinem Erinnerungsauge ist dieser Raum immer teergelb und kühl und abweisend. Das Klappern von billigem Besteck und das schlurfende Geräusch von ausgetretenen, schwarzen Plastikschuhen, in denen Kellnerfüße stecken, die den Raum nur missmutig durchschreiten, meine ich ebenfalls immerfort zu hören. Nein, ich mochte diesen Ort nicht.
Eine kettenrauchende Frau mit dieser Art von professionell freundlichem Gesichtsausdruck, der Unbarmherzigkeit bedeutet, und ein kahlköpfiger, dicker Mann mit ungesunder Hautfarbe baten mich zu sich an den Tisch.
Mit der Dame hatte ich am Tag zuvor telefoniert und ich sah an ihrem Blick, dass ich ihre Erwartungen bei Weitem untertraf. Eine resolute Frau Mitte dreissig hatte sie sich vorgestellt, der Sprache nach, nicht ein Mädchen mit schwarzen Dreadlocks, die von roten Gummiringen zusammengehalten wurden, dessen Unterlippe von drei Piercings durchbohrt war und das eine karierte Hose trug, die einzig von stilsicherer Geschmacklosigkeit zeugte.
Das "Sie sind überqualifiziert" ging ihr nur mühsam von den Lippen, als sie meine Bewerbungsunterlagen durchblätterte. Der Mann dagegen musterte mich und die Karos an meinen punkbestiefelten Beinen und ich meine, ein wenig väterliches Mitleid gespürt zu haben.
Er hat es mir dann Monate später erzählt, dass sie gedacht haben, was ich mir damals dachte und dass sie niemals davon ausgingen, dass eine wie ich am nächsten Morgen pünktlich um 5 Uhr Früh den Dienst antritt. Doch die Personalknappheit lies ihnen keine andere Wahl und so wurde ich zur Nummer 1117.
Wie ich an diesen Job geraten bin?
Nun, ich hatte schon früh eine Vorliebe für Zugreisen entwickelt, meist direkt gekoppelt an den Umstand, dass anderweitig ein, sich auch ins wahrhaft Private erstreckende, Sozialleben kaum aufrecht zu erhalten gewesen wäre. Die Vorstellung, nicht nur als Sehnende oder Abschiednehmende zu reisen, erschein mir traumabewältigend und romantisch zugleich. On the road again, aber diesmal anders, freier. Also hab ich mich einfach beworben.
Das Vorstellungsgespräch fand im Marmorsaal des festspielstädtischen Bahnhofes statt. Ein trister und hässlicher Bahnhof ist das und der denkmalgeschützte Kaffeehausbereich war nicht minder abstoßend und traurig. Vor meinem Erinnerungsauge ist dieser Raum immer teergelb und kühl und abweisend. Das Klappern von billigem Besteck und das schlurfende Geräusch von ausgetretenen, schwarzen Plastikschuhen, in denen Kellnerfüße stecken, die den Raum nur missmutig durchschreiten, meine ich ebenfalls immerfort zu hören. Nein, ich mochte diesen Ort nicht.
Eine kettenrauchende Frau mit dieser Art von professionell freundlichem Gesichtsausdruck, der Unbarmherzigkeit bedeutet, und ein kahlköpfiger, dicker Mann mit ungesunder Hautfarbe baten mich zu sich an den Tisch.
Mit der Dame hatte ich am Tag zuvor telefoniert und ich sah an ihrem Blick, dass ich ihre Erwartungen bei Weitem untertraf. Eine resolute Frau Mitte dreissig hatte sie sich vorgestellt, der Sprache nach, nicht ein Mädchen mit schwarzen Dreadlocks, die von roten Gummiringen zusammengehalten wurden, dessen Unterlippe von drei Piercings durchbohrt war und das eine karierte Hose trug, die einzig von stilsicherer Geschmacklosigkeit zeugte.
Das "Sie sind überqualifiziert" ging ihr nur mühsam von den Lippen, als sie meine Bewerbungsunterlagen durchblätterte. Der Mann dagegen musterte mich und die Karos an meinen punkbestiefelten Beinen und ich meine, ein wenig väterliches Mitleid gespürt zu haben.
Er hat es mir dann Monate später erzählt, dass sie gedacht haben, was ich mir damals dachte und dass sie niemals davon ausgingen, dass eine wie ich am nächsten Morgen pünktlich um 5 Uhr Früh den Dienst antritt. Doch die Personalknappheit lies ihnen keine andere Wahl und so wurde ich zur Nummer 1117.
MoniqueChantalHuber - 12. Nov, 21:52
MoniqueChantalHuber - 13. Nov, 09:21
ich hab mich damals zwar ohne es vorausahnen zu können, direkt in die sklaverei begeben, aber das stümperhafte armtattoo ist selbstgemacht. mit 13. jugendgefährdender einfluss von "wir kinder am bahnhof zoo"
blogger.de:f2v2 - 13. Nov, 11:22
Beschissene Arbeitszeiten, aber gute Nummer.
MoniqueChantalHuber - 13. Nov, 11:29
die nummer ist natürlich frei erfunden. nicht, dass ich mir noch den realzorn der bundesbahn einhandle, wegen preisgabe unschöner details.
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