(nebenbei bemerkt:
vor der werbeagentur hatte ich eine zeit lang als interior designer gearbeitet, welch bombastisch aufgebauschte berufsbezeichnung, im grunde war ich kaum mehr als eine etwas besser bezahlte putzfrau mit möbelschraub- und productplacementkenntnissen.
man erwartet sich ja vieles von der werbebranche: morgens zur motivation ein bisschen kollektives kokainschnupfen auf der damentoilette, fünf cocktailempfänge pro tag, auf du und du mit dem jet-set, das klingt unheimlich spannend, letztlich waren meine erfahrungen jedoch weniger glamourös. kaffeekochen kann ich seither allerdings prima. überraschenderweise war ich aber nicht oberflächlich genug für eine weiterführende werbekarriere.
ich bin mir immer noch nicht sicher ob "du bist so kreativ, mach doch wieder was in die richtung" nicht eigentlich eine beleidigung darstellt. die hausfrauenrunde, mit der ich keinesfalls in verbindung gebracht werden möchte, die volkshochschulkurse im stil von "spirituelle hinterglasmalerei und ausdruckstanz" belegt, bezeichnet sich selbst ja auch als kreativ. ausserdem, glauben sie mir, nirgendwo bedarf es so wenig kreativität wie beim verfassen von pressetexten für geriatriebedarf, inseratengestaltung für industriepumpen oder den entwurf von schnittbrotverpackungsbeuteln.
verkaufen lassen sich diese erfahrungen aber allemal, man muss nur ein wenig selbst-marketing betreiben, dies gilt insbesondere für die weniger geneideten lebensstationen: unfassbar welch ehrfurchtsvolles staunen ein buisiness-lady-likes "ich bin beruflich drei mal die woche in münchen" hervorruft. den zusatz "als speisewagenkellnerin" sollte man natürlich besser verschweigen, zumindest aber sehr undeutlich aussprechen.)
mein boshaftes kleines herz frohlockt, wenn auf plakaten zeilen wie diese prangen:
schlussverkauf: damen, herren, kinder -50%. oh ja, ich amüsiere mich prächtig über teuer bezahlte, ungewollte doppeldeutigkeit.
besonders jedoch ergötze ich mich am werbetechnisch zurückhaltenden umgang mit tabuprodukten.
erinnert sich noch jemand an die tamponwerbung, in der eine frauenhand ein, in blaue demonstrationsflüssigkeit getunktes, watteröllchen umfasste
"... nimmt die regel da auf, wo sie passiert - im inneren des körpers." sprach die stimme aus dem off und versetzte minderjährige fernsehkonsumenten jedweden geschlechts in maßlose verwirrung. noch kryptischer, für uneingeweihte kaum dechiffrierbar, wurden die via versandhauskatalog feilgebotenen massagestäbe, illustriert durch eine dame, die sich phallisch geformtes latex an wange oder hals schmiegte, vermarktet.
ein produkt des täglichen bedarfs, das man ebenfalls mit einem tabu belegte, ist klopapier. welchem zwecke es dient, weiß zwar jeder und es würde wohl als ungustiös empfunden werden, würde man allzu direkt darauf hinweisen (der werbebotschaftsempfänger reagiert diesbezüglich nur positiv auf babypopos und kackende zeichentrickbären), aber was mir da heute beim toiletteartikeleinkauf unterkam, ist ein paradebeispiel missverständlicher, gestalterischer diskretion. vorallem nummer zwei, die waldidylle, gedacht wohl eher als hinweis auf die umweltverträglichkeit des produktes, bringt mich immerfort zum lachen. sehen sie was ich sehe, oder geht nur mir die fantasie durch?
